Politik

Wie soll fleischfreies Fleisch heißen?

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Die Bezeichnung „vegetarisches Schnitzel“ ist erlaubt, aber „vegetarische Salami“ soll fleischfreies Fleisch künftig nicht mehr heißen dürfen. Das entschied jetzt die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission – ein irrer Kompromiss im Streit um Produktnamen.

► ERLAUBT ist die Bezeichnung „vegetarisch“ für „geschnittene Fleischstücke“ (Schnitzel, Gulasch).

► NICHT ERLAUBT ist sie für „gewachsene Fleischstücke“ wie Schinken, Filet, Steak. Und für „spezifische Wurstwaren“ wie Salami, Lyoner. Hier muss es heißen: „nach Art Salami“, oder „Typ Salami“.

Die Folge: Zahlreiche Unternehmer müssen jetzt ihre Produktnamen ändern, unter ihnen auch Rügenwalder-Mühle-Geschäftsführer Godo Röben.

Röben zu BILD: „Leider sind diese Leitsätze missglückt und verwirren den Verbraucher. Es gibt so viele Ausnahmen, das ist so, als würde man sagen: ,alkoholfreies Pils‘ ist erlaubt, ,alkoholfreies Kölsch‘ aber nicht – wer soll diesen Wirrwarr verstehen? Wir verkaufen unsere vegetarische Salami sehr erfolgreich, es hat sich noch nie jemand beschwert, dass er versehentlich zum falschen Produkt gegriffen hätte.“

Nach den neuen Leitsätzen müsste er seine vegetarische Salami umbenennen in „Aufgeschnittene vegetarische Wurst auf Weizenbasis nach Art einer Salami“.

  • Kommentar

    Versteht kein Schwein

    Im Supermarkt liegen neben Wurst und Fleisch viele „Fleischersatzerzeugnisse“. Das sind etwa „vegetarische Schnitzel“.

Bauern fordern:
„Wo Fleisch drauf steht muss auch Fleisch drin sein“

„Wir sind der festen Überzeugung, dass es in vielleicht 4-5 Jahren das normalste der Welt sein wird, dass vegetarischen Produkte neben den Fleischprodukten im Supermarkt stehen und dass die Debatte um Produktbezeichnungen sich von selbst erledigt. Wir wünschen uns daher, dass alle das Thema mit Gelassenheit angehen. Wir sollten uns viel Zeit lassen für die Umsetzung. Der Leitsatz lässt ja Platz für ganz verschiedene Lesarten. Wir werden uns nun erstmal intern beraten und gehen gelassen in diese neue Situation“, so Röben.

Bauern-Präsident Joachim Rukwied fordert dagegen eine klare Lebensmittelkennzeichnung: „Wo Fleisch drauf steht muss auch Fleisch drin sein! Wir brauchen Transparenz, das heißt eine klare und eindeutige Lebensmittelkennzeichnung. Fleischimitate sollten nicht als Fleisch bezeichnet werden dürfen.“

Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Spitzenverbands der deutschen Lebensmittelwirtschaft (BLL) fordert beide Seiten zu mehr Toleranz auf. „Filet bleibt Filet und Schnitzel bleibt Schnitzel – und die sind aus Fleisch. Aber auch Veganer haben natürlich ein Recht auf Currywurstgeschmack. Die gefundenen Kompromisse der Lebensmittelbuch-Kommission für die Bezeichnungen von Fleischersatzprodukten verlangen jetzt gegenseitige Toleranz“, sagte Minhoff zu BILD.

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