Politik

Hundehalter machen gegen Brexit mobil

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Wenn alle Brexit-Argumente bis zur Ermüdungsgrenze ausgetauscht sind – hilft dann vielleicht Hundegebell als letzter Weckruf?

48 Stunden vor den entscheidenden Abstimmungen im Parlament haben britische Hundehalter gemeinsam mit ihren Vierbeinern in London gegen den EU-Austritt ihres Landes demonstriert. Ziel des „Wooferendums“: Ein zweites Brexit-Referendum, also eine neue Volksabstimmung über den für Ende März geplanten Austritt Großbritanniens aus der EU.

Unter dem Namen „Brexit is a dog’s dinner“ (zu Deutsch: „Brexit ist ein Schlamassel“) servierten mehrere dutzend Hundehalter ihren Tieren auf dem Platz vor dem Parlament eine Mahlzeit.

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„Der Brexit ist kein Witz“

Ein Beweis für britischen Humor? Weit mehr als das, wenn man die Organisatoren beim Wort nimmt: „Ihr denkt vielleicht, dass das ein Trick ist. Aber der Brexit ist kein Witz. Wir müssen bellen, bevor es zu spät ist“, teilten die Hundebesitzer auf Twitter mit.

Es gehe bei dem Protest auf vier Pfoten „nicht um Tiere, sondern um die Zukunft unseres Landes und um das vollständige Schlamassel, das unsere Politiker angerichtet haben“.

So verspielt und teilweise albern (auf der Hunde-Festtafel standen auch Kerzenhalter und Weinflaschen…) der Protest auf den ersten Blick wirkte: Von Unbeschwertheit ist in Anbetracht der Lage keine Spur.

Wie auf der Seite der Brexit-Hardliner verhärten sich auch die Parolen auf der Seite der EU-Freunde: „Bruch des Wahlrechts, Lügen im industriellen Ausmaß, Einmischung fremder Mächte – der Brexit ist ein Verbrechensschauplatz“, stand auf dem Protestplakat einer Brexit-Gegnerin.

Brexit-Wunder bleibt bislang aus

Bis Montag Mittag gab es keine Anzeichen, dass es in den festgefahrenen Brexit-Gesprächen zwischen Großbritannien und der EU noch einen Durchbruch geben könnte. Für einen Abstimmungserfolg am Dienstag im Unterhaus bräuchte die britische Premierministerin Theresa May (62, konservative „Tories“) ein „Brexit-Wunder“.

Sowohl aus britischen Regierungskreisen als auch aus der Europäischen Union verlautete, dass es am Wochenende keine Fortschritte gegeben habe. May habe daher nicht vor, am Montag noch mal nach Brüssel zu reisen. „Die Gespräche, die Verhandlungen finden fortan zwischen der Regierung in London und dem Parlament in London statt“, sagte EU-Verhandlungsführer Michel Barnier.

Das Unterhaus soll am Dienstag erneut über den von May mit der EU ausgehandelten Brexit-Vertrag abstimmen. Da es aber keine Änderungen an dem Vertragswerk gibt, wird erwartet, dass sie bei dieser Abstimmung genauso krachend scheitert wie bei der ersten Abstimmung im Januar.

Experte warnt vor zweitem Referendum

Verliert May am Dienstag, muss sie am Mittwoch einen ungeregelten Brexit zur Abstimmung stellen. Wenn auch dieser abgelehnt wird, soll das Parlament über eine Verschiebung des Austritts votieren.

Würde bedeuten: Die Briten müssten einen Bettelbrief an die EU schreiben, denn die übrigen 27 EU-Staaten müssten der Verschiebung zustimmen.

Dann könnte das Parlament das Heft des Handelns übernehmen, versuchen, neue Mehrheiten und damit Wege aus der Sackgasse zu finden. Unter den Optionen: ein neues Referendum.

Allerdings warnen Brexit-Experten wie Prof. Iain Begg von der London School Of Economics: Ein neues Referendum in den nächsten Monaten würde die britische Gesellschaft „fürchterlich spalten“.

Zeitung wirbt für jahrelange Neu-Verhandlungen

Der Londoner „Independent“ plädierte am Montag dafür, den EU-Austritt für einen deutlich längeren Zeitraum abzublasen. Schritt für Schritt sollten in Neuverhandlungen die Brexit-Bedingungen verhandelt und mit dem Parlament in London abgestimmt werden.

„Das würde viel Zeit erfordern. Aber auch die Verhandlungen über unseren Beitritt hatten viel Zeit in Anspruch genommen – mehr als ein Jahrzehnt lag zwischen der Aufnahme der Gespräche 1961 und der Unterzeichnung des Vertrags von Rom 1972. (…) Das wäre nicht das Ende der Demokratie, wie manche behaupten. (…) Wir brauchen Zeit, um alles zu überdenken. Wir sollten sie uns nehmen.“

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