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Der mutigste Anwalt der Welt hat Angst um sein Leben

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Mittwoch, 9.15 Uhr. Es regnet. Die Nebenstraßen in einem Außenbezirk von Nottingham (England) sind menschenleer. Wir, die BamS-Reporter, ­klingeln an der Tür eines unscheinbaren Hauses. Saif-ul-Malook öffnet. Der Anwalt aus Lahore (Pakistan) sieht müde aus. Er entschuldigt sich: „Ich würde lieber zu Hause mit Anstand sterben, als mich ständig verstecken zu müssen.“

Seit einem Monat ist Saif-ul-Malook in Europa auf der Flucht. Er war in Holland, Belgien, Deutschland und jetzt England. Islamistische Extremisten jagen ihn, weil er die zum Tod verurteilte Asia Bibi verteidigt und ihre Freilassung erkämpft hat. Nun will Saif-ul-Malook seine Mandantin und ihre Familie nach Europa holen. Er ist sich sicher: „Sonst wird sie in Pakistan sterben.“

Unermüdlich wirbt Saif-ul-Malook deswegen dafür, dass ein europäisches Land seine Klientin aufnimmt. Er erzählt: „Ich habe mich auch kurz mit Manfred Weber (Anm. Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei EVP für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten) getroffen. Er ist Christ und hat versprochen, dass er Asia Bibi helfen will.“ Acht Jahre musste die mutige Frau wegen angeblicher Blasphemie in einer Todeszelle ausharren.

Saif-ul-Malook übernahm ihren Fall vor vier Jahren. Er erinnert sich: „Asia Bibi hatte sämtliche Hoffnung verloren. Ich habe als letztes Mittel eine Petition an das Oberste Gericht gerichtet und darum gebeten, den Fall zu überprüfen.“ Nachdem die Verteidigung angenommen wurde, traf Saif-ul-Malook seine Klientin im Gefängnis in Multan (Provinz Punjab).

Er weiß: „Sie ist eine sehr starke Frau. Sie hatte immer ein gutes Wort für ihre Mitgefangenen oder ihre Wärter.“ Wenige Tage vor ihrer Freilassung habe sie ihm bei einem Besuch von einem Traum berichtet: „Sie erzählte mir, dass im Traum alle Gefängnistüren offen standen und die Aufseherin sie fragte, was das zu bedeuten habe. Und dann habe sie geantwortet, dass sie bald freigelassen werde.“

Tatsächlich wurde Asia Bibi am 31. Oktober vom Obersten Gerichtshof Pakistans freigesprochen und wird seitdem an einem geheimen Ort bewacht. Saif-ul-Malook weiß: „Mittlerweile ist ihr Ehemann bei ihr.“

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Unterdessen gibt es beunruhigende Nachrichten aus Pakistan. Nach Angaben der Organisation „Kirche in Not“ hätten Unbekannte das Haus in Pakistan beschossen, in dem sich die Töchter von Asia Bibi derzeit aufhalten. „Wir erhalten ständig Drohungen, und mehr als einmal bin ich verfolgt worden“, sagte ein Freund, bei dem die beiden Mädchen untergekommen sind. Und weiter: „Die Islamisten sind hinter uns her und jedes Mal, wenn wir merken, dass wir in Gefahr sind, fliehen wir sofort.“

Für Saif-ul-Malook ist es nur ein weiterer Beweis für die unerträgliche Lage seiner ­Klientin. Er fordert: „Die westlichen Staaten müssen nun ihr Versprechen umsetzen und meiner Mandantin und ihrer Familie endlich Schutz gewähren.“

Noch kein Asyl für Asia Bibi

Die Freilassung von Asia Bibi ist bereits einen Monat her, doch noch immer wartet die mutige Christin darauf, dass sie mit ihrer Familie aus Pakistan fliehen kann.

Ihr Anwalt Saif-ul-Malook sagt: „Die pakistanischen Behörden haben mir erklärt, dass sie innerhalb von einem Tag, einen Pass für meine Mandantin ausstellen könnten. Und die westlichen Länder sagen, sie könnten in wenigen Augenblicken ein Be-suchsvisum, mit dem Asia Bibi ausreisen könnte, in den Pass stempeln. Ich frage mich, warum passiert das dann nicht.“

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