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Sturm auf die letzte ISIS-Bastion

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700 mal 700 Meter. Auf diese Größe ist das ISIS-Kalifat im Osten Syriens geschrumpft. Doch die verbliebenen knapp 500 Kämpfer leisten erbitterten Widerstand.

Das kurdisch-arabische Bündnis „Syrische Demokratische Kräfte“ (SDF) hatte vor einer Woche die „finale Offensive“ auf die allerletzte ISIS-Hochburg begonnen, ein Sieg werde „in einigen Tagen“ erwartet, hieß es vom SDF.

„Es gibt immer noch eine große Zahl von Zivilisten dort“, sagte SDF-Sprecher Adnan Afrin am Samstag der Nachrichtenagentur AFP und erklärt, warum die Offensive stocke. ISIS-Hardliner hätten weiter die Kontrolle über das Dorf Baghus, die SDF-Kämpfer bemühten sich darum, Zivilisten aus der Kampfzone herauszuholen.

Tausende Menschen hatten zuvor die Region im Euphrattal verlassen und sich den SDF-Truppen ergeben, darunter auch zahlreiche deutsche, französische und britische Frauen und Kinder von IS-Kämpfern.

ISIS-Kämpfer haben in dem Dorf am Euphrat zahlreiche Tunnel gegraben und Minen gelegt, die den Vormarsch der SDF-Kämpfer zusätzlich behindern. Zudem setzen sie immer wieder Selbstmordattentäter gegen die vorwiegend kurdischen SDF-Kämpfer ein, die von der US-geführten Anti-IS-Koalition unterstützt werden. Viele der Flüchtlinge aus Baghus sind völlig ausgehungert, doch müssen sie oft nächtelang im Freien schlafen, bevor sie in Lager gebracht werden.

Das Kalifat ist fast besiegt, die ISIS-Ideologie aber noch lange nicht, warnt Terror-Experte Peter Neumann im Gespräch mit BILD: „ISIS hat nach wie vor Tausende Anhänger in aller Welt, auch im Kalifatsgebiet in Syrien und im Irak.“ Aber: „Wer sich Islamischer STAAT nennt und dann keinen mehr hat, verliert Glaubwürdigkeit – auch und besonders bei den eigenen Anhängern.“

  • Trump fordert

    Deutschland soll ISIS-Kämpfer zurücknehmen, sonst …

    Trump ist sicher: Die Terrormiliz ISIS ist so gut wie besiegt. Jetzt soll Deutschland ISIS-Kämpfer zurücknehmen, so seine Forderung.

US-Präsident Donald Trump versicherte am Donnerstag, dass binnen 24 Stunden der Sieg über die Extremistengruppe verkündet werden könne. Der Sprecher der Anti-IS-Koalition, Sean Ryan, sagte am Samstag aber, dass die IS-Miliz die verbliebenen Zivilisten als „menschliche Schutzschilde“ benutze, weshalb die Luftangriffe reduziert worden seien. Auch müssten die SDF-Kämpfer erst Minen räumen und auf der Hut vor Attentätern sein.

SDF-Sprecher Afrin sagte weiter, es gebe in Baghus eine Spaltung zwischen syrischen Dschihadisten und ausländischen Kämpfern. Während sich die Syrer ergeben wollten, verhinderten die Ausländer jede Kapitulation. Neben Irakern seien Türken, Ägypter, Libyer und Europäer in Baghus verschanzt, sagte Afrin. Die SDF-Kämpfer würden nun schauen, ob sie die Tunnel der Dschihadisten sprengten oder versiegelten.

US-Vizepräsident Pence versicherte bei der Münchner Sicherheitskonferenz, dass die USA auch nach dem geplanten Abzug ihrer Truppen aus Syrien den Kampf gegen die IS-Miliz fortsetzen würden. „Die Vereinigten Staaten werden mit all unseren Verbündeten daran arbeiten, die Überreste von ISIS zur Strecke zu bringen, wo immer und wann immer sie ihre hässlichen Köpfe erheben“, sagte Pence.

  • Deutsches ISIS-Mädchen Leonora

    „Ich war ein wenig naiv“

    Die Deutsche Leonora war 15 Jahre alt, als Sie 2015 nach Syrien reiste, um sich ISIS anzuschließen. Jetzt wurde Sie gefasst.

Trump hatte im Dezember seine Verbündeten mit der Ankündigung überrascht, alle 2000 Soldaten aus Syrien abzuziehen, da die IS-Miliz besiegt sei. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warnte in München, dass ein schneller Abzug den Einfluss des Iran und Russlands in dem Bürgerkriegsland zu stärken drohe. Beide Länder sind mit einer großen Zahl eigener Truppen in Syrien präsent, um Machthaber Baschar al-Assad zu unterstützen.

Der US-Präsident forderte zudem: „Die USA ersuchen Großbritannien, Frankreich, Deutschland und andere europäische Verbündete, über 800 IS-Kämpfer, die wir in Syrien gefangen genommen haben, zurückzunehmen und vor Gericht zu stellen“, schrieb Trump. Und weiter: „Die Alternative ist keine gute, da wir gezwungen wären, sie freizulassen.“

Der selbst ernannte „Islamische Staat“ hatte 2014 den Höhepunkt seiner Macht erreicht. Damals kontrollierten die Dschihadisten ein Gebiet, das sich über große Teile Syriens und des Iraks erstreckte. Mittlerweile sind ISIS-Anhänger auch in anderen Ländern aktiv, etwa in Libyen oder Afghanistan.

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