Politik

Die endlose Desaster-Liste des Eurofighters

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Zwei Eurofighter fliegen ineinander, stürzen ab! Die Piloten konnten sich mit ihren Schleudersitzen aus ihren Fliegern katapultieren. Einer wurde inzwischen lebend und wohlauf geborgen, über das Schicksal des zweiten Piloten herrscht noch Unsicherheit.

Knapp zweieinhalb Stunden nach dem Unfall schrieb die Polizei Neubrandenburg, dass Leichenteile in der Nähe von Silz gefunden worden seien. Ob es sich um den zweiten Piloten handelt, ist noch nicht bekannt.

Die beiden Kampfflugzeuge der Bundeswehr waren bei Luftkampfübungen zusammengestoßen.

Eines der beiden Flugzeuge stürzte nach Worten eines Ministeriumssprechers in der Region Malchow nahe der Ortschaft Jabel in ein Waldstück. Das andere stürzte laut der Bürgermeisterin von Nossentiner Hütte, Birgit Kurth, unmittelbar am Rand der Ortschaft ab. Beide Orte sind rund zehn Kilometer voneinander entfernt.

Sein Kamerad ist tot

Bundeswehrpilot überlebt Kampfjet-Crash

Quelle: Ostseewelle HIT-RADIO Mecklenburg-Vorpommern, Nonstop News, News5, Reuters, Blaulicht-News.de / Foto: DPA
2:21 Min.

Sorgenkind der Bundeswehr

Bei der Luftwaffe gelten die Flieger als das Sorgenkind schlechthin: ︎Im vergangenen Jahr stellte sich heraus, dass von 128 Eurofightern der Luftwaffe kaum ein Flieger kampfbereit war.

Der Grund: technische Schwierigkeiten beim Selbstschutzsystem und fehlende Ersatzteile, wegen denen nur rund zehn Jets startklar waren. Davon konnten sogar nur vier mit Raketen für reale Missionen bewaffnet werden. Dabei hatte Deutschland bei der Nato 82 Jets für Krisenfälle zugesagt … 

2017 waren im Schnitt auch nur 39 der 128 Kampfjets einsatzbereit. Ende April 2018 kündigten sieben Eurofighter-Piloten sogar – aus Frust über den Zustand der Truppe! Bis zum Jahresende kündigten neun Offiziere, in den vier Jahren davor waren es insgesamt gerade einmal fünf.

2014 hatte die Bundeswehr bei Qualitätskontrollen am hinteren Rumpf „Herstellungsfehler an einer großen Anzahl von Bohrungen“ festgestellt. Der Hersteller halbierte daraufhin die freigegebene Lebensdauer der Flieger von 3000 auf 1500 Flugstunden. Das Verteidigungsministerium wolle der Industrie nun vorerst keine neuen Jets mehr abnehmen, hieß es damals.

Unfälle mit Eurofightern

Doch nicht nur organisatorische Pannen, auch Unfälle hat es schon viele gegeben, zum Teil mit tödlichen Folgen:

▶ ︎Auf dem Rückflug von der spanischen Nationalfeiertags-Parade stürzte am 12. Oktober 2017 ein spanischer Eurofighter in Madrid nahe dem Flughafen Albacete ab. Der Pilot konnte den Schleudersitz nicht mehr auslösen und starb.

▶︎ Flugschau-Tragödie: Am 24. September 2017 stürzte ein italienischer Eurofighter während einer Flugschau vor Terracina (zwischen Rom und Neapel) ins Meer – der Pilot starb. Er konnte einen Looping nicht mehr ausfliegen, ehe er aufs Wasser traf.

▶ ︎Learjet-Absturz im Sauerland nach Eurofighter-Kollision: Am 23. Juni 2014 kollidierte ein Eurofighter der Bundesluftwaffe während einer Abfangübung mit einem kleinen Geschäftsflugzeug des Typs Learjet 35. Dieser stürzte in der Nähe von Elpe (NRW) ab, beide Besatzungsmitglieder, zwei Ex-Piloten der Luftwaffe, starben. Der beschädigte Eurofighter konnte auf der Luftwaffenbasis Nörvenich landen.

▶ ︎Spanien: Am 9. Juni 2014 stürzte ein Eurofighter der spanischen Luftwaffe beim Landeanflug auf den Stützpunkt Morón de la Frontera (Südspanien) ab. Der Pilot (†30) hatte keine Chance.

▶ ︎Am 24. August 2010 stürzte ein Eurofighter der spanischen Luftwaffe bei einem Trainingsflug bei Sevilla kurz nach dem Start ab. Während sich der spanische Ausbilder noch retten konnte, kam der saudische Pilot – vermutlich wegen eines Schleudersitz-Defektes – ums Leben. Daraufhin erteilte die deutsche Luftwaffe ihren 55 Eurofightern Flugverbote.

▶︎ Beinah eine Kriegshandlung: Am 8. August 2018 verschoss ein spanischer Eurofighter versehentlich eine Luft-Luft-Rakete (Typ: AIM-120 AMRAAM) während eines Übungsfluges. Der ungewollte Abschuss ereignete sich in der Nähe des estnischen Otepää, weniger als 50 Kilometer von der Russen-Grenze entfernt. Von der Rakete fehlt bislang jede Spur.

▶ ︎Bauchlandung: Am 25. April 2008 setzte ein britischer Eurofighter-Pilot ein Flugzeug auf der Naval Air Weapons Station China Lake (Kalifornien, USA) auf, ohne vorher das Fahrwerk ausgefahren zu haben. Der Pilot blieb unverletzt.

▶ ︎Beinah-Crash mit dem Tower: Am 27. Juli 2007 setzte ein Eurofighter (Landebahn des Fliegerhorsts Neuburg) zu einem Durchstartemanöver an, als der Pilot von einem Vogelschwarm überrascht wurde. Um ihm auszuweichen, zog er nach links. Als der Pilot das Flugzeug im Tiefflug wieder nach rechts in die horizontale Lage zurücksteuern wollte, drehte sich der Eurofighter stattdessen noch stärker nach links – die Maschine flog auf den Tower zu. Im letzten Moment schaffte es der Pilot, die Maschine nach rechts zu drehen und dem Tower auszuweichen.

▶︎ Prototyp-Unfall: Am 21. November 2002 kam es beim 323. Testflug (südlich von Madrid) zum Absturz eines Prototyps. Es wurde dabei völlig zerstört, die zweiköpfige Besatzung konnte sich mit den Schleudersitzen retten.

Lieber Bauer Willi,

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