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BVB feiert seinen Superjoker: Wo ein Alcácer ist, ist auch ein Weg

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Für seine neun Treffer benötigte Alcácer gerade einmal 281 Bundesliga-Minuten.

Von Felix Meininghaus, Dortmund


Paco Alcácer stellt mit seinem neunten Jokertor den Rekord der Fußball-Bundesliga ein und benötigt dafür nur acht Kurzeinsätze. Das iberische Wunder kaschiert jedoch nicht, dass sich der BVB gegen Breisgauer Beton schwer tut.

Als das Spiel entschieden war, wussten die Fans in der Gelben Wand genau, welches Liedgut zielführend war: "Die Nummer eins im Pott sind wir" und kurz darauf, als die Mannschaft zur Südtribüne des Dortmunder Fußballstadions marschierte: "Wer nicht hüpft, der ist ein Schalker." Na klar, das Duell gegen den Lieblings-Feind aus dem Revier wirft seine Schatten voraus.

Der BVB wird die kurze Dienstfahrt in die Nachbarstadt als souveräner Tabellenführer antreten. Zehn Siege und drei Remis – das ist eine Bilanz, die normalerweise im Gewinn der Meisterschaft mündet. Doch dieses Thema steht bei der Borussia auf der Tabuliste. Daran änderte auch das ebenso verdiente, wie hart erarbeitete 2:0 (1:0) gegen den SC Freiburg nichts, das vor 81.365 Besuchern im ausverkauften Dortmunder Stadion Marco Reus per Foulelfmeter (40. Minute) und Super-Joker Paco Alcácer kurz vor dem Abpfiff sicherstellten.

Alcácer pulverisiert Bundesliga-Rekord

Zwei Matchwinner unter sich: Kapitän Reus und Joker Alcácer.

Thomas Delaney erwies sich nach dem Abpfiff als gelehriger Schüler der Dortmunder Rhetorik-Schule. Der Däne, der in der letzten Saison noch in Bremen agierte, betonte, er wolle "nicht über die Meisterschaft reden. Wir werden weiter hart arbeiten". Und: "Es war nicht unser bestes Spiel, aber wir kämpfen und versuchen, immer positiv zu bleiben." Das ist eine Sprachregelung, die Delaneys Vorgesetzte Lucien Favre, Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke sofort unterschreiben würden. In Dortmund bleiben sie bodenständig, dabei deuten viele Vorzeichen darauf hin, dass der börsennotierte Fußballbetrieb am Saisonende den neunten Titelgewinn seiner Geschichte feiern kann. Wenn Sportdirektor Michael Zorc mit solchen Prognosen konfrontiert wird, verweist er allerdings reflexartig darauf, dass es Herbst ist und nicht Frühling.

Tatsächlich ist die Saison noch lang, doch in Dortmund haben sie nicht nur einen Lauf, sondern auch einen Stürmer, für den inzwischen die Superlative ausgehen. Paco Alcácer. Neun Tore als Einwechselspieler, mehr hat in der Geschichte der Bundesliga noch kein Stürmer geschafft. Der Spanier stellte den Rekord von Nils Petersen (SC Freiburg, Saison 2016/2017) und Viorel Ganea (VfB Stuttgart, Saison 2002/2003) ein. Aber wo andere Fachkräfte eine ganze Saison benötigen, erledigt dieser Mann das Kunststück in gerade einmal acht Kurzeinsätzen. Mit zehn Treffern führt die mit Abstand effektivste Teilzeitkraft der Liga die Torjägerliste an. Einsatzminuten: 281.

Das Wirken des iberischen Phänomens fasste Sebastian Kehl, in Dortmund Leiter der Lizenzspielerabteilung, in zwei Worten zusammen: "Absoluter Wahnsinn." Alcácers Rekordjagd kaschierte allerdings, dass sich der Spitzenreiter erneut abmühte gegen einen tiefstehenden Gegner. Nach Brüsseler kam nun also Breisgauer Beton und der BVB versucht weiter, die richtigen Werkzeuge zu finden, um das gegnerische Bollwerk zu knacken. 70 Prozent Ballbesitz allein reichen nicht aus, wenn den Angriffen die nötige Wucht fehlt. "Schneller sehen, schneller spielen. Die Pässe müssen viel schärfer kommen", sagt Trainer Favre: "Du musst die Mannschaften müde machen, indem sie schneller verschieben müssen – und dann mehr Bewegung im richtigen Moment und mehr Präzision haben."

Kommt der FC Bayern nochmal zurück?

Soweit die Theorie, mit deren Umsetzung sich die hochbegabte Dortmunder Mannschaft weiterhin schwer tut. Das ist ein Luxusproblem, das sie in München gerne hätten. "Dortmund spielt guten Fußball", gab Präsident Uli Hoeneß am Freitag bei der Jahreshauptversammlung der Bayern unumwunden zu. Dafür, die Meisterschaft frühzeitig abzuhaken, sei es allerdings noch zu früh, betonte Karl-Heinz Rummenigge: "Wir werden nie die weiße Fahne hissen", so der Vorstandsvorsitzende: "Das Wort aufgeben kommt im Wortschatz des FC Bayern nicht vor."

Bayern gegen Dortmund – läuft also mal wieder alles auf den gewohnten Zweikampf hinaus? Rainer Bonhof wunderte sich zurecht darüber, warum die Bundesligaspitze auf die üblichen Verdächtigen verdichtet wird. "Alle reden von neun Punkten Vorsprung, die Dortmund hat. Dabei sind es doch nur vier", sagte der Vizepräsident von Borussia Mönchengladbach vor dem Spieltag. Der Weltmeister von 1974 verwies auf die Tabelle: "Es scheint niemandem aufzufallen, dass zwischen Platz eins und fünf noch etwas dazwischen liegt. Die Öffentlichkeit muss doch irgendwann auch mal wahrnehmen, dass da noch ein paar andere Mannschaften sind, die einen guten Job machen. Es geht nicht alles nur um Ostwestfalen und Süddeutschland."

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