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CDU-„Filmstar“ schmeißtParlaments-Job hin

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Als 25-jähriger Student wurde er als wackerer aber komplett aussichtsloser Wahlkämpfer berühmt: Henryk Wichmann (heute 41) war Protagonist des Dokumentarfilms „Herr Wichmann von der CDU“.

Kult-Regisseur Andreas Dresen („Halbe Treppe“) begleitete Wichmann 2002 beim Versuch, im Nord-Osten des tief-roten Brandenburgs ein Bundestagsmandat für die CDU zu ergattern. Noch nie konnte ein CDU-Kandidat dort gewinnen. Er kam auf 22 Prozent – die SPD holte das Doppelte und damit das Direktmandat. Wichmann war ein junger Don Quichote des Ostens.

Mit ein wenig Verspätung dann 2009 doch der Erfolg: Wichmann schaffte es in den Brandenburger Landtag. Und Regisseur Dresen begleitete ihn wieder: 2012 kam zur Berlinale die Doku „Herr Wichmann aus der dritten Reihe“ raus. Im Potsdamer Landtag saß Wichmann damals in Reihe 3.

Doch jetzt macht der Leinwand-Christdemokrat Schluss mit dem Parlament! Am Dienstag postete Wichmann auf seiner Facebook-Seite, dass er Ende Januar sein Mandat als CDU-Landtagsabgeordneter niederlegen würde.

Der Grund: Wichmann geht in die Provinzverwaltung seiner Heimat. Er ist seit kurzem Sozialdezernent in der Uckermark – dem Heimatlandkreis von Angela Merkel. Der Verzicht auf das Landtagsmandat sei bereits unterzeichnet.

In der Nähe von Templin, wo Wichmann jetzt mitregiert, hat Angela Merkel ihre Datsche (Hobbygarten) und ihre Mutter wohnt auch noch dort.

Der ausgewiesene Merkel-Fan Wichmann regiert also dort als Zweiter Beigeordneter mit, wo die Noch-Kanzlerin im Garten ackert, Kartoffelsuppe kocht und die Blumen schneidet.

Er mag sie – und sie mag ihn. Die beiden trafen sich nach dem ersten Film, lachten miteinander.

Wichmann zu BILD: „Ich habe viel erreicht. Aber als Parlamentarier ist man zu oft nur Zuschauer. Als Jugend- und Sozialdezernent kann ich mehr vor Ort bewegen.“ Es könne „gut sein“, sagt er, „dass ich bald auch für die Rentnerin Angela Merkel zuständig bin, auch wenn Sie sicher keine Grundsicherung beantragen wird“. Wichmann ist sich sicher: „Sie wird mich noch brauchen, wenn sie irgendwann ganz hier leben sollte.“

Wichmann lebt 40 Auto-Minuten entfernt von Merkels Wochenendhaus in der „Flößer-“ und „Drei Seen Stadt“ Lychen. Seine Fahrtwege sind jetzt kürzer. Die Zeit für die Familie mehr. Keine langen Sitzungswoche im fernen Potsdam mehr.

Herr Wichmann von der CDU. Er ist immer noch der nette, manchmal tragisch-komische Mann aus der Wahlkampf-Doku. Zum großen Beißer aus der ersten Reihe hat er es nicht geschafft. Er sei „ein Kümmerer“, sagt er. Vor Ort war er immer auf fast jedem Dorffest ansprechbar. Und, wie in einer der schönsten Szenen des zweiten Dresen-Films zu beobachten, oft prominent ignoriert – bei Volksfesten oder DRK-Veranstaltungen von maulfaulen älteren Damen in irgendwelchen Turnhallen in der fast unbesiedelten uckermärkischen Traumlandschaft.

Regisseur Dresen beschrieb die Szene in einem Interview mit der „PNN“ zur Berlinale so: „Da geht er dann hin und versucht, ins Gespräch zu kommen. Und das scheitert dann natürlich ganz oft oder wird peinlich. Das macht ihm nichts, er versucht es sofort wieder. Er nimmt da auch eine ganze Menge an Situationen mit, wo man sagen muss: Das geht an die Grenze dessen, was man sich selbst im Alltag gerne zumutet.“

Wichmann mutet sich nicht weniger zu. Der Vater von vier Töchtern, der seinen Familien-Van in ein Wahlkampfmobil verwandelte – und mit sich selbst als Riesen-Aufkleber auf dem Mercedes-Bus zum Supermarkt oder in den Frankreich-Urlaub fuhr. Oder zu seinem eigenen Missvergnügen in den Sommer-Regen-Urlaub nach Cornwall, weil seine Frau Rosamunde Pilcher-Filme mag.

Auf einen Termin freut er sich schon jetzt: Anfang Februar wird Kanzlerin Merkel Ehrenbürgerin ihrer Heimatstadt Templin. „Da bin ich dann auch mit der Landrätin“, sagt Wichmann. Der Herr Wichmann und die Frau Merkel von der CDU…

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