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BILD-Brite liest Brexit-Briten die Leviten

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Kommentar: Warum jetzt nur noch ein zweites Referendum helfen kann

Der Brexit wird Großbritannien schädigen: Er darf nicht passieren, ohne das Volk über den Deal zu befragen!

Eine Demokratie lebt davon, dass eine Änderung der Meinung, glücklicherweise, möglich und nötig ist. Die Menschen wissen jetzt, wie ein Brexit aussehen würde. Sie sollten darüber abstimmen!

Ich bin Brite (29) und habe den Moment des Referendums noch genau in Erinnerung. Damals, im Jahr 2016. Premierminister David Cameron fühlt sich von dem rechten Flügel seiner Partei, den Euroskeptikern, dazu genötigt ein Referendum zu stellen. Die Frage: Soll Großbritannien in der EU bleiben?

Die Regierung, die Pro-EU war, verzichtete darauf eine Werbekampagne für Europa zu starten. Sie waren sich zu sicher. Stattdessen kroch ein unangenehmer Stratege hervor, Dominic Cummings. Der sah genau dieses Referendum als seine Aufgabe. Er startete eine auf Lügen aufgebaute Kampagne, um die Briten zu überzeugen: Die EU ist schlecht für euch!

Cummings persönlich sah das übrigens nicht so. Für ihn war es der Stolz der ihn antrieb. David Cameron nannte ihn einst einen „Karriere-Psychopaten“, er hatte zuvor als Berater im Bildungsministerium unter Michael Gove gearbeitet. Als rechts-konservativer Stratege wollte Cummings dem Establishment immer eins auswischen, nachdem Cameron ihm höhere Posten verweigerte.

Die Brexit-Kampagne war für Cummings eine reine PR-Übung, die extrem gut funktioniert hat. Die Briten müssen jetzt die Scherben aufsammeln.

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    Sie ist standhaft, cool, hat britischen Humor. Und doch hat sich May beim Brexit so verrannt, dass ihr Rücktritt überfällig wäre.

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Premierminister Cameron sah etwas hilflos aus, als er nach der knappen Niederlage (48:52 Prozent) erklärte, dies sei eine „nicht-rechtlich-gebundene Befragung“ gewesen. Er trat zurück. Die jubelnden Populisten um Boris Johnson und Michael Gove verkündeten: „Das Volk will die EU nicht mehr!“

Die Realität: Eine Mehrheit wollte die EU! Das Problem: Die Briten hatten soeben ein Referendum über Schottlands Mitgliedschaft im Vereinigten Königreich überstanden, sie waren Referendums-müde. Zudem sollte die Befragung nicht rechtsbindend sein.

UND: Briten, die in der EU leben, konnten nicht mitstimmen! Ein Skandal. Ein Beispiel was die Konsequenzen für mich sein könnten: Ich wurde hier geboren, müsste aber um meine Aufenthaltsgenehmigung zittern, sollte der Brexit klappen.

Nun sind zweieinhalb Jahre vergangen. Das Ergebnis: Ein absolutes Brexit-Chaos. Großbritannien hat sein Gesicht jetzt schon verloren. Vor der EU und vor der Weltgemeinschaft.

Mittlerweile steht auch fest: Die Briten wollen in der EU bleiben! Eine aktuelle Umfrage von „YouGov“ ergab, dass 56 Prozent (!) gegen den Brexit abstimmen würden, sollten sie befragt werden.

Brexit auf Lügen aufgebaut

Fakt ist auch, dass die Argumente FÜR einen Brexit pure Lügen waren. Zahlreiche Institute warnten in den vergangenen Wochen: Großbritannien wird es um einiges schlechter, nicht besser, gehen, ohne die EU! Von „acht Prozent“ weniger im Bruttosozialprodukt – monatlich – ist die Rede!

Ein weiteres Problem: Die Brexit-Anführerin, Premierministerin Theresa May, war eine leidenschaftliche Pro-EU-Kämpferin. Ihr Kabinett ist im ständigen Grabenkampf, ihre Partei noch viel mehr. Sie sieht hilflos aus und scheint selbst nicht zu wissen, wie es klappen soll.

Natürlich lässt die EU auch ein Mitglied nicht einfach austreten, ohne dass es danach schlechter da steht. Ein Schneeball-Effekt würde folgen. Logisch, dass der Deal, den sie May aufgedrückt haben daher inakzeptabel für die Briten ist.

Der nun einzige Weg aus diesem Schlamassel ist deshalb ein Referendum!

Die Regierung und das Parlament haben es nicht geschafft einen guten Brexit hinzubekommen. Ein No-Deal-Brexit wäre ein Selbstmord der einst so stolzen Nation. Das Volk hat gesehen was passieren wird und gesehen, wie sie belogen wurden. Sie müssen jetzt befragt werden.

At least @Jacob_Rees_Mogg has been consistent about the need for a second referendum, Jannus faced turnip. pic.twitter.com/074wHkth5D

— Spock Thornaby🖖 (@Spock_Thornaby) January 17, 2019

Übrigens: „Brexiteers“ wie der Abgeordnete Jacob Rees-Mogg haben vor dem Referendum 2015 erklärt, es „müsse auf jeden Fall ein zweites Referendum“ auf einen EU-Deal geben. Die älteste bestehende Demokratie sollte dieses ur-demokratische Werkzeug zur Rettung benutzen!

Die EU-Mitglieder Dänemark und Irland haben ihr Volk beide jeweils zweimal über EU-Verträge befragt – und jeweils ein umgekehrtes Ergebnis erzielt! Beide Demokratien sind heute noch stabil. Menschen können ihre Meinung ändern.

ZÄHresa May

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