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Maduro wollte laut USA nach Kuba fliehen

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Russen sollen Diktator vor Flucht abgehalten haben ++ 69 Verletzte bei Auseinandersetzungen in Caracas ++ Guaidó ruft zum „größten Aufmarsch der Geschichte“

Quelle: BILD / Reuters
1:22 Min.

Schüsse. Fliehende Demonstranten. Tränengas. Ein Panzerwagen, der in eine Menschengruppe rammt.

ES KNALLT IN CARACAS!

Wochenlang war es still im Machtkampf um Venezuela. Doch am Dienstagmorgen (Ortszeit) rief der selbst ernannte Übergangspräsident Juan Guaidó zur „Operation Freiheit“ auf – zur offenen Rebellion gegen Diktator Nicolás Maduro.

▶︎„Als Interimspräsident von Venezuela, als rechtmäßiger Oberkommandierender der Streitkräfte, rufe ich alle Soldaten dazu auf, sich uns anzuschließen“, sagte Guaidó auf einer Schnellstraße nahe dem Luftwaffenstützpunkt „La Carlota“ in der Hauptstadt Caracas.

Wollte Maduro nach Kuba fliehen?

Laut US-Außenminister Mike Pompeo wollte sich Maduro eigentlich zu diesem Zeitpunkt schon nach Kuba absetzen. „Er hatte ein Flugzeug auf dem Flugfeld, er war bereit, heute Morgen abzureisen“, sagte Pompeo „CNN“. Dann hätten „die Russen“ Maduro aber aufgefordert, im Land zu bleiben.

Russland äußerte sich umgehend zu dem Interview. „Washington versucht sein Bestes, um die venezolanische Armee zu demoralisieren und benutzt jetzt Fälschungen als Teil des Informationskrieges”, so Maria Zakharova, Sprecherin des Außenministeriums, in einer Erklärung gegenüber CNN.

Maduro erklärt Aufstand für gescheitert

Am Abend zeigte sich dann auch Maduro selbst. In einem Auftritt im nationalen Fernsehen erklärte Maduro, dass die Opposition mit Unterstützung der Vereinigten Staaten und Kolumbiens versucht habe, eine „illegitime Regierung“ durchzusetzen. Er sagte, Venezuela sei ein Opfer von „Aggressionen aller Art“ geworden, aber er werde sich den „US-Imperialisten nicht ergeben“.

Den Aufstand erklärte er für gescheitert. Nach Darstellung von Maduro seien die Soldaten unter einem Vorwand zu einer Autobahn nahe dem Militärstützpunkt La Carlota gelockt worden. Als sie merkten, dass es sich um einen Coup der Opposition handelte, seien die meisten umgekehrt. Gegen den harten Kern von etwa 20 abtrünnigen Soldaten ermittele nun die Generalstaatsanwaltschaft. „Diese Verräter werden ihr Schicksal noch kennen lernen“, sagte Maduro.

Maduro wies auch die Behauptungen der USA zurück, er haben nach Kuba fliehen wollen und wäre nur von Russland überzeugt worden, in Venezuela zu bleiben.

Am Morgen hatte Guaidó bereits zum „größten Aufmarsch der Geschichte Venezuelas“ am Mittwoch aufgerufen, um mit einer Massenmobilisierung Maduro aus dem Amt zu drängen. Am Abend wiederholte er den Aufruf zu Protesten in einem Internet-Video. Die Streitkräfte müssten weiter „voranschreiten“, um Maduro abzusetzen.

Oppositionsführer befreit

Im Laufe der Auseinandersetzungen wurde auch der vor Jahren inhaftierte Oppositionsführer Leopoldo López von aufständischen Soldaten aus dem Hausarrest befreit. „Alle Venezolaner, die sich Freiheit wünschen, sollen kommen“, sagte der Gründer von Guaidós Oppositionspartei Voluntad Popular.

Am Nachmittag tauchte Oppositionsführer Lopez mit seiner Familie in der chilenischen Botschaft unter. Inzwischen soll Lopez die Botschaft wieder verlassen und auch kein Asyl beantragt haben.

Bevor er in die Botschaft ging, forderte Lopez von seinen Landsleuten: „In diesem Moment sollen alle Venezolaner, mit Uniform und ohne, auf die Straße.“

Und die Menschen kamen – aber die Zahl der Demonstrierenden war nicht so groß wie im Januar, als Guaidó seinen Machtanspruch stellte. Dennoch: Kaum war die Sonne über Caracas aufgegangen, lieferten sich Demonstranten und regierungstreue Sicherheitskräfte schwere Auseinandersetzungen. Steine und Molotow-Cocktails flogen, im Hintergrund waren Schüsse zu hören.

Vor dem Luftwaffenstützpunkt lieferten sich Soldaten, die sich Guaidó anschlossen, einen Schusswechsel mit Militärs, die weiter hinter Maduro stehen. Verteidigungsminister Vladimir Padrino sagte, einem Oberst sei in den Hals geschossen worden, er müsse notoperiert werden. „Ich mache dafür die politische Führung der Opposition verantwortlich“, twittert er.

Panzerwagen fährt in Demonstranten

Dann fing die Nachrichtenagentur Reuters eine unfassbare Szene ein: Vermummte Regierungsgegner griffen gepanzerte Militärfahrzeuge in Caracas an. Ein Panzerwagen raste in die Menge, rammte mehrere Personen, überrollte mindestens eine. Wieviele Demonstranten dabei verletzt wurden, blieb zunächst unklar.

Insgesamt wurden bei den Unruhen mindestens 69 Menschen verletzt. Die meisten seien durch Schrotkugeln verwundet worden, schrieb Gustavo Duque, Bürgermeister der Oppositionshochburg Chacao.

  • Putsch-Versuch in Venezuela

    Panzerwagen rammt Guaidó-Anhänger

    Das Zentrum des neu entflammten Machtkampfs ist die Luftwaffenbasis „La Carlota“ im Herzen der Hauptstadt Caracas.

Bislang ließ Maduro seinen Herausforderer Guaidó weitgehend gewähren. Nach dem Umsturzversuch könnte die sozialistische Regierung nun versuchen, Härte zu zeigen und Guaidó verhaften zu lassen. „In diesem Moment sammelt die Generalstaatsanwaltschaft Beweise gegen jene, die in diese illegale Verschwörung verwickelt sind“, sagte Generalstaatsanwalt Tarek William Saab.

Klar ist, dass das Militär der entscheidende Faktor im Machtkampf ist. Guaidó hat die Streitkräfte immer wieder dazu aufgerufen, die Seiten zu wechseln – bislang allerdings nur mit geringem Erfolg.

Die Generäle profitieren vom System Maduro und haben daher wenig Interesse an einem Machtwechsel. Kleinere Aufstände einfacher Soldaten gegen Maduros Regierung wurden bereits mehrfach niedergeschlagen. Auch bei diesem Versuch scheinen die meisten Soldaten weiter hinter der Maduro-Regierung zu stehen.

Der Präsident erklärte am Dienstag entsprechend, er habe mit verschiedenen Generälen gesprochen, die „absolute Loyalität“ zugesagt hätten.

Auch regierungstreue Gangs kündigten an, Maduro mit Waffengewalt zu verteidigen. „Es ist der Moment gekommen, in dem wir die Revolution mit Waffen verteidigen“, sagte der Chef der Gruppe La Piedrita, Valentín Santana, in einem am Dienstag veröffentlichten Video und hielt dabei ein Schnellfeuergewehr in die Kamera.

Während auf den Straßen von Caracas um die Macht gerungen wurde, brachten sich die internationalen Verbündeten der verfeindeten Lager in Stellung. Der Nationale US-Sicherheitsberater John Bolton rief das Militär dazu auf, Guaidó zu unterstützen: „Das Ende der unrechtmäßigen Machtübernahme durch Maduro ist möglich. Venezuelas Streitkräfte sollten treu zum Volk und der Verfassung stehen.“

Die USA, viele EU-Staaten und zahlreiche lateinamerikanische Länder haben Guaidó als rechtmäßigen Übergangsstaatschef anerkannt – dagegen halten Russland, China, die Türkei sowie die linken Regierungen in Kuba, Nicaragua und Bolivien weiterhin Maduro die Treue.

Trump droht Kuba mit scharfen Sanktionen

US-Präsident Donald Trump drohte der kommunistischen Regierung in Kuba wegen der Unterstützung für Nicolás Maduro mit scharfen Wirtschaftssanktionen. Sollten kubanische Truppen nicht sofort militärische und andere Operationen in Venezuela einstellen, würden die USA ein komplettes Embargo und Sanktionen gegen Kuba verhängen, schrieb Trump am Dienstag auf Twitter.

If Cuban Troops and Militia do not immediately CEASE military and other operations for the purpose of causing death and destruction to the Constitution of Venezuela, a full and complete….

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) April 30, 2019

Washington beschuldigt Kuba, Agenten des militärischen Geheimdienstes in Venezuela positioniert zu haben, um einfache Soldaten auf Linie zu halten. Kuba bestreitet das.

Russland warnte vor einem Eingreifen von außen. Es gebe Kräfte, die nur einen Vorwand für ein gewaltsames Einschreiten suchten, schrieb der Chef des Auswärtigen Ausschusses im russischen Föderationsrat, Konstantin Kossatschow, bei Facebook.

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