Politik

Kolumbien hofft undbangt mit Venezuela

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Seit Monaten gibt es in Kolumbien vor allem ein großes Thema: Die dramatische Lage in Venezuela. Gebannt schauen die Kolumbianer nun darauf, was in ihrem Nachbarland passiert!

Als am Dienstag der Umsturz-Versuch begann, liefen sofort Sondersendungen auf allen Kanälen.

Präsident Ivan Duque unterstützt wie die meisten südamerikanischen Regierungschefs den Übergangspräsidenten Juan Guaidó gegen Diktator Nicolas Maduro. Als Guaidó Ende Februar Kolumbien besuchte, trat Duque gemeinsam mit dem Hoffnungsträger auf.

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    Heute SHOWDOWN in Venezuela?

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  • Putsch-Versuch in Venezuela

    Panzerwagen rammt Guaidó-Anhänger

    Das Zentrum des neu entflammten Machtkampfs ist die Luftwaffenbasis „La Carlota“ im Herzen der Hauptstadt Caracas.

1,3 Millionen Venezolaner flohen nach Kolumbien

Kein anderes Land ist so von der Lage in Venezuela betroffen wie Kolumbien. Das krisengeschüttelte Land, das selbst aktuell einige Rückschläge im Friedensprozess mit der Farc verkraften muss und innenpolitisch unter Druck steht, hat mittlerweile 1,3 Millionen Flüchtlinge aus dem Nachbarland aufgenommen. Rund ein Viertel davon lebt in der Hauptstadt Bogotá.

Kolumbien steht wie u.a. auch Deutschland, die EU und alle Länder der sogenannten „Lima-Gruppe“ auf Seiten des Übergangspräsidenten Juan Guaidó.

Die Lima-Gruppe wurde im August 2017 in der peruanischen Hauptstadt gegründet. Ihr Ziel: Venezuela zurück in eine Demokratie helfen. Mitglieder sind Argentinien, Brasilien, Kanada, Chile, Kolumbien, Costa Rica, Guatemala, Honduras, Mexiko, Panama, Paraguay, Peru, Guyana und St. Lucia.

Die kolumbianische Bevölkerung und Regierung nehmen die Schutzsuchenden aus dem Nachbarland noch großzügig auf. Venezuela ist ihr „Bruderstaat“, und viele Kolumbianer haben in den Jahrzehnten des eigenen bewaffneten Konflikts in Venezuela Zuflucht und Hilfe gefunden.

Schätzungen zufolge könnten die Zahlen der venezolanischen Flüchtlinge in Kolumbien allerdings noch dieses Jahr auf zwei Millionen ansteigen.

Die Regierung fürchtet, dass die Menschen dauerhaft bleiben werden, wenn Maduro an der Macht bleibt, und dann langfristig in den fragilen Arbeitsmarkt integriert werden müssen.

Kolumbien versucht deshalb, den Flüchtlingen schon jetzt so gut wie möglich zu helfen, stellte hunderttausende Sondervisa und Arbeitserlaubnisse aus und bietet kostenfreie Schulbildung für die Flüchtlingskinder.

Doch die Krise in Venezuela ist bereits die größte Flüchtlingskrise, die der Kontinent je erlebt hat. Insgesamt 3,7 Millionen Venezolaner sind bereits aus dem Land geflohen.

Sie droht, die Region zu destabilisieren: Unicef warnte erst kürzlich, dass 327 000 Flüchtlingskinder aus Venezuela in Kolumbien dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Ihre Gesundheit und Bildung würden auf dem Spiel stehen, wenn die Weltgemeinschaft nicht handele.

Maas trifft sich mit Oppositionellen

Außenminister Heiko Maas (52, SPD) reist auch deshalb seit Montag durch Südamerika.

Seine Besuche in Brasilien, Kolumbien und Mexiko bilden den Auftakt einer „Lateinamerika-Offensive“ des Auswärtigen Amtes, mit der die Beziehungen zum Kontinent vertieft werden sollen.

„Wir sehen, dass die Lage in Venezuela mehr als angespannt ist, werden den heutigen Tag eng verfolgen und mit den Ländern der Region sowie innerhalb der EU abstimmen“, sagte Maas am Mittwoch in Bogotá. Die deutsche Haltung habe sich nicht geändert, die Bundesregierung unterstütze weiterhin den Übergangspräsidenten, der den verfassungsmäßigen Auftrag hat, Neuwahlen zu organisieren.

Am Morgen traf sich Maas deshalb mit einer Gruppe venezolanischer Oppositioneller, die nach Kolumbien fliehen mussten, darunter auch Guaidos „Schatten-Außenminister“ Julio Andrés Borges Junyent. Bei dem Treffen wolle Maas erfahren, „was ihnen helfen kann, ob weitere Sanktionen ein Mittel sind, um die Prozesse zu befördern“.

Die Oppositionellen machten deutlich: der Schlüssel liegt beim kubanischen Regime. Denn: Kubas Truppen würden Maduros Militär ausbilden und die Geschicke im Land leiten.

Die EU solle deshalb koordinierter auf die internationalen Unterstützer Maduros einwirken, also Kuba, Russland und China. Außerdem sollte die Gemeinschaft personenbezogene Sanktionen gegen Maduro und sein persönliches Umfeld erlassen, so die Bitte der Opposition. „Darüber werden wir mit unseren europäischen Partnern reden müssen“, sagte Maas nach dem Treffen.

Deutschland setze auf eine friedliche Lösung und werde weiterhin Druck auf das Maduro-Regime ausüben, sowohl innerhalb der EU als auch im Rahmen der UN, sagte Maas weiter.

Was das konkret bedeuten kann, muss offenbar erst noch ausgelotet werden. Aber auch deshalb ist der Außenminister in Lateinamerika. Im UN-Sicherheitsrat, wo Deutschland im April die Präsidentschaft inne hatte, war Venezuela zwar Thema, doch Russland blockierte dort bislang jede gemeinsame Schlussfolgerung.

Bei seinen Treffen mit Kolumbiens Präsident Ivan Duque und Außenminister Carlos Trujillo sagte Maas am Dienstagabend zudem weitere humanitäre Hilfe zu. Deutschland hat 2018 mehr als zehn Millionen Euro Flüchtlingshilfe für Kolumbien ausgezahlt, darunter 6,5 Millionen Euro über das UN-Flüchtlingshilfswerk.

Gerade als Außenminister eines Landes, das selbst eine Flüchtlingskrise bewältigen musste, empfinde er Solidarität mit der kolumbianischen Regierung.

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