Weißhelme zu BILD: 141 Tote, 530 Verletzte, 100 000 Menschen auf der Flucht
Erneute Eskalation im Nordwesten Syriens.
Abermals haben die Luftwaffen von Diktator Baschar al-Assad und Russlands Machthaber Wladimir Putin ihre Angriffe auf Zivilisten in der letzten von Rebellen gehaltenen Region Syriens verschärft. Dabei kamen zahlreiche Fassbomben zum Einsatz, die ganze Familien auslöschten. Tausende sind auf der Flucht und Beobachter befürchten nun eine Bodenoffensive, die Millionen vertreiben könnte.
Seit etwa einer Woche bombardieren russische und syrische Kriegsflugzeuge und Hubschrauber Dörfer und Städte in den Regionen Hama und Idlib im Nordwesten des Landes. Doch so schlimm, wie in den letzten beiden Tagen war es schon seit Monaten nicht mehr.
„Die Helikopter und Flugzeuge, die Assad und der russischen Armee gehören, haben in den letzten 48 Stunden den Himmel nicht verlassen! Ihr Wahnsinn hat sich in den vergangenen Stunden verstärkt! Sechs Hubschrauber, zwei russische Kampfflugzeuge und ein Aufklärungsflugzeug fliegen jetzt über uns!“, erklärte der syrische Aktivist Hadi Alabdallah beim sozialen Netzwerk Twitter. Dazu veröffentlichte er das Video eines Fassbomben-Angriffs Assads auf die Stadt Kafr Nabudah.
Der Sprecher der syrischen Weißhelme, Mostafa Al-Haj, bestätigte gegenüber BILD die katastrophale humanitäre Lage in der Region. „Seit vier Tagen sind Assads und Putins Angriffe intensiver geworden. Heute fallen die Bomben überall, besonders auf den westlichen Teil der Region Hama und verschiedene Orte in der Region Idlib. Assad und Putin bombardieren uns mit Fassbomben, Vakuumbomben und C5-Raketen.“
Allein in der letzten Woche sind laut Al-Haj „bis zu 100 000 Menschen durch diese barbarische Offensive Assads und Putins Offensive vertrieben worden“. Auch die Opferbilanz sei verheerend und treffe vor allem die Jüngsten: „Binnen eines Monats sind 141 Menschen ermordet worden, darunter 48 Kinder. Mehr als 530 Menschen wurden verletzt, darunter wiederum 125 Kinder.“
Assad und Putin bomben gemeinsam
Videos von Aktivisten und lokalen Nachrichtensendern belegen zudem, dass nicht nur Assad die Städte in Hama und Idlib aus der Luft bombardiert.
Neben den Mi-17-Hubschraubern und L-39-Kampfjets des Regimes beteiligen sich auch Suchoi-Kampfflugzeuge der Typen Su-24 und Su-34 der russischen Luftwaffe an den verheerenden Angriffen.
Laut der syrischen Nachrichten-Seite „Euphrat-Post“ haben die russischen Angriffe auch in den letzten Tagen zahlreiche Menschen getötet. Allein bei der Bombardierung einer Vertriebenen-Unterkunft am Donnerstagmorgen seien drei Mitglieder dieser Familie (Vater, Mutter, zwei Kleinkinder) getötet und ein weiteres Kind verletzt worden.
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Aktivisten vor Ort bestätigten den Angriff auf das Flüchtlingslager nahe des Dorfes Kansafra und veröffentlichten Fotos der bei dem „russischen“ Luftschlag getöteten Kinder.
Gezielte Angriffe auf Krankenhäuser
Laut der Schweizer Hilfsorganisation UOSSM, die als eine der letzten in der Region tätig ist, richten sich die Angriffe Assads und Putins auch wieder gezielt gegen medizinische Einrichtungen. Allein zwischen Montag und Mittwoch seien vier Krankenhäuser und Hilfszentren angegriffen und außer Betrieb gebombt worden.
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Mehr als 60 Tote und Verletzte
Neuer Putin-Terror in Syrien
Die russische Luftwaffe hat ein Wohngebiet in der syrischen Stadt Idlib bombardiert. Viele Menschen starben, unter ihnen viele Kinder.
Doktor Hussam Al Fakir, Vorsitzender von UOSSM International, erklärte in einem Schreiben an BILD: „In Nordsyrien hat eine Welle heftiger Bombenangriffe begonnen. Das medizinische Personal evakuiert Einrichtungen und lässt eine riesige Bevölkerung in ihren verzweifeltsten Momenten ohne medizinische Versorgung. Wir haben dieses Muster in Aleppo und vielen anderen Regionen immer wieder gesehen. Medizinische Einrichtungen werden zuerst angegriffen, gefolgt von schrecklichen zivilen Opfern. Wir haben Kinder unter fünf Jahren, die von den fortschrittlichsten Waffen der Welt verstümmelt werden. Das ist inakzeptabel!“
Weißhelme-Sprecher Mostafa Al-Haj bestätigte gegenüber BILD: „Die meisten Einrichtungen für medizinischer Versorgung sind nicht mehr besetzt. Selbst die Weißhelm-Zentren wurden so stark von Assad beschossen, dass wir darin keine Verletzten mehr behandeln können. Wir müssen sie jetzt teils in den Krankenwagen behandeln.“
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