Wirtschaft

Tschechischer Kohlebaron will Metro kaufen

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Der tschechische Kohlebaron Daniel Kretinsky greift nach dem Handelskonzern Metro. Dort warten große Herausforderungen auf den Milliardär.

Daniel Kretinsky hat sich den Zugriff auf mehr als 30 Prozent der Metro-Anteile gesichert.

Der raketenhafte Aufstieg des Daniel Kretinsky ist selbst für postsozialistische Verhältnisse bemerkenswert. Der Tscheche begann Ende der 1990er Jahre mit einem Einstiegsgehalt von umgerechnet knapp 850 Euro pro Monat bei einem Finanzinvestor und arbeitete sich bis zum Milliardär hoch. Nun greift der findige Geschäftsmann und gelernte Rechtsanwalt nach dem Düsseldorfer Handelskonzern Metro. Über Aktienkäufe und Kaufoptionen hat er sich den Zugriff auf mehr als 30 Prozent der Anteile gesichert

Die Investmentpläne bei dem Handelsriesen fallen etwas aus der Reihe. Bisher hatte sich Kretinsky auf die Energie- und Industriebranche konzentriert. Vor zwei Jahren übernahm seine EP-Holding (EPH) die Braunkohlesparte des schwedischen Vattenfall-Konzerns in Ostdeutschland. Der Tscheche wurde überraschend zum Kohlebaron in der Lausitz – und wettet darauf, dass Deutschland auf den fossilen Energieträger noch lange nicht verzichten kann


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Kretinsky stammt aus einer gutbürgerlichen Familie – die Mutter bis vor wenigen Jahren Verfassungsrichterin, der Vater Informatikprofessor. Seine ersten Geschäfte, noch als Partner beim slowakischen Finanzinvestor J&T, machte er mit der Privatisierung einer Kondomfabrik. Mit 30 kaufte er sich einen Sportwagen und verriet einer Zeitung aus Prag: „Ich habe mich gefragt, ob ein Maserati nicht eine unnötige Anschaffung ist – aber der Mensch macht nicht nur vernünftige Dinge, es geht auch um die Freude.“

Zu diesen Steckenpferden dürfte auch das Investment beim Fußball-Traditionsverein Sparta Prag gehören. Der erhoffte Titelgewinn blieb trotz hochkarätiger Trainer- und Spielerengagements aber aus. Wie viele andere Superreiche in Tschechien ist Kretinsky auch in der Medienbranche aktiv: Seit April ist er Miteigentümer eines Privatrundfunk-Imperiums in Mittelosteuropa, schon länger zählt die Boulevardzeitung „Blesk“ aus Prag zu seinem Portfolio.

Nun greifen Kretinsky und sein slowakischer Kompagnon Patrik Tkac nach dem angeschlagenen Lebensmittelhändler Metro. Im August sicherte sich das Duo 7,3 Prozent der Stammaktien aus dem Besitz der Unternehmerdynastie Haniel – und zusätzliche eine Kaufoption auf die verbleibenden 15,2 Prozent. Am Donnerstag kündigte der aus der Metro hervorgegangene Elektronikhändler Ceconomy (Media Markt, Saturn) den Verkauf eines weiteren 3,6-prozentigen Metro-Aktienpakets an Kretinsky an. Außerdem erhielt der Tscheche die Option auf weitere 5,4 Prozent der Stammaktien.

Was hat Kretinsky vor?

Auch wenn das Kartellamt dem Deal noch zustimmen muss, zeigte sich der Milliardär hocherfreut. „Damit werden wir zum strategischen Investor bei der Metro AG“, teilte Kretinsky nach Bekanntgabe des Deals mit. „Das wissen wir sehr zu schätzen.“

Nutzt der tschechische Milliardär alle seine Kaufoptionen, so kann er seinen Anteil an Metro auf mehr als 30 Prozent steigern. Damit wäre die Schwelle überschritten, ab der ein Übernahmeangebot für das gesamte Unternehmen unterbreitet werden muss.

Was genau Kretinsky bei der Metro vorhat, darüber lässt sich nur spekulieren. Reicht es dem Milliardär, als Großaktionär auf die Unternehmenspolitik Einfluss zu nehmen? Will er sich die Aktienmehrheit sichern oder den Konzern am Ende von der Börse nehmen? Niemand außerhalb seines engsten Zirkels weiß das so genau.

Mit Metro geht es bergab

Auf jeden Fall ist es ein Abenteuer, auf das sich Kretinsky da einlässt. Denn seit Jahren geht es mit Metro bergab. Früher war das Unternehmen mit seinen Großmärkten, der Warenhauskette Kaufhof, den Elektronikmärkten Media Markt und Saturn sowie der Supermarktkette Real eine Großmacht im deutschen Handel. Einige schlechte Jahre, mehrere Firmenverkäufe und eine Aufspaltung später vereinigt die Metro nur noch die gleichnamigen Großmärkte und die nun ebenfalls zum Verkauf gestellte Supermarktkette Real unter ihrem Dach.

Vor allem zwei Baustellen machen dem Unternehmen zu schaffen: das schwache Großhandelsgeschäft in Russland und das langjährige Sorgenkind Real, das mit Konkurrenten wie Edeka oder Rewe schon lange nicht mehr mithalten kann. Kretinsky scheint das nicht abzuschrecken. „Wir sind uns bewusst, dass das Unternehmen Metro in einem dynamischen Umfeld operiert, sowohl im Hinblick auf die Marktentwicklung in einigen Regionen wie auch allgemein im Hinblick auf die Bedürfnisse und Vorlieben ihrer Kunden“, erklärte er nach dem Haniel-Deal. Er sei indes überzeugt, dass das Unternehmen auf diese Herausforderungen dank seines Fachwissens adäquat reagieren könne.

Haniel-Chef Stephan Gemkow, der Kretinksy im Zuge der Verhandlungen über den Verkauf des Aktienpakets an der Metro kennenlernte, traut dem Milliardär jedenfalls viel zu. „Ich halte ihn für einen echten Unternehmer, der sich nicht scheut, Risiken einzugehen“, sagte Gemkow kürzlich und fügte hinzu: „Seine bisherigen Erfolge zeigen, dass er weiß, was er tut.“ (dpa)

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