Politik

Sea-Watch-Kapitänin Rackete rechnet mit Seehofer ab

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Erstmals nach ihrer Entlassung aus dem italienischen Hausarrest meldet sich die Kapitänin der „Sea Watch 3“, Carola Rackete, zu Wort, Und teilt kräftig aus!

„Ich fühlte mich alleingelassen“, sagte Carola Rackete über die deutsche Bundesregierung in ihrem ersten Interview nach der Freilassung im „Spiegel“.

„Mein Eindruck war, dass auf nationaler und internationaler Ebene niemand richtig helfen wollte.“ Deutsche Kommunen hätten sich zwar zur Aufnahme von Flüchtlingen von ihrem Schiff bereit erklärt. „Es scheiterte dann aber auch an Bundesinnenminister Horst Seehofer, der keine Lust hatte, die Angebote der Städte anzunehmen.“

Auch vom italienischen Innenminister Matteo Salvini (46), der sie unter anderem mit dem Vorwurf verhöhnt hatte, seinem Land „auf die Eier zu gehen“, ist Rackete tief enttäuscht. „Mich hat überrascht, wie persönlich er geworden ist“, sagte sie. „Seine Art, sich auszudrücken, ist respektlos. Für einen Spitzenpolitiker ist das nicht angemessen.“

Auf Facebook hatte Salvini nach Racketes Freilassung geschrieben: „Ich bin empört, ich bin angewidert.“

„Der Platz dieses Fräuleins wäre an diesem Abend das Gefängnis gewesen. Ein Richter hat entschieden, dass es nicht so ist“, sagte Salvini verärgert in einem Live-Video auf Facebook. „Wie dem auch sei, wir werden diese Justiz verändern. (…) Denn das ist kein Urteil, das Italien guttut, es ist kein Urteil, das für Italien spricht.“

Dagegen will Rackete nun mit einer Verleumdungsklage angehen. „Wir haben bereits eine Klage (gegen Minister Salvini) vorbereitet“, sagte Racketes Anwalt Alessandro Gamberini dem Radio Cusano Campus am Freitag.

Es sei nicht einfach, alle Beleidigungen, die Salvini in diesen Wochen gemacht habe, zu sammeln. Salvini habe nicht nur Beleidigungen ausgesprochen, sondern auch zu strafbaren Handlungen angestiftet. Das sei noch schwerwiegender, wenn es ein Innenminister tue, sagte Gamberini.

Rackete bleibt vorerst in Italien

Bis zur zweiten Vernehmung am Dienstag will Rackete aber erst mal in Italien bleiben, an einem geheimen Ort in Sizilien. Sie ist aus Überzeugung Nicht-Fliegerin. Ihr Vater Ekkehart Rackete (74) aus dem niedersächsischen Hambühren berichtet: „Sie ist nach wie vor lustig und guter Dinge.“

Racketes Vater hofft, dass es seiner Tochter hilft, dass sie bereits auf hoher See war, als Italien das Dekret über die Strafbarkeit von Seenotrettung am 11. Juni verabschiedet hatte.

  • Post von Wagner

    Liebe Kapitänin Carola Rackete,

    So viele Gesichter sehen wir jeden Tag, Ihr Gesicht fasziniert mich am ­meisten.

  • Sea-Watch-Krimi

    Italien-Minister wettert gegen Kapitänin Rackete

    Politisches Gezerre um die Sea-Watch-Kapitänin: Italiens Innenminister ledert gegen die unter Hausarrest stehende Carola Rackete.

Bis es zum Prozess kommt, könne es noch Monate oder gar Jahre dauern, so Ekkehart Rackete. Was seine Tochter in der Zwischenzeit vorhabe, wisse er nicht: „Aber wenn sie sagen würde, sie will erst mal nach Chile oder an den Baikalsee fahren, wo sie weitab vom Schuss ist, könnte ich es verstehen.“ Auch ob sie Talkshow-Einladungen annehmen werde, wolle sie noch überlegen.

Richtig Sorgen machen sich die Eltern von Carola Rackete nicht, ihre Tochter war schon häufiger alleine unterwegs: „Sie ist durch Südamerika getrampt und mit dem Mountainbike um den Baikalsee gefahren.“ Wenn es ihr möglich sei, melde sie sich – auch schon Mal per Satellitentelefon von einem Forschungsschiff aus der Antarktis.

Rackete war mit Dutzenden Geretteten 17 Tage im Mittelmeer unterwegs, ehe sie in der Nacht zum 29. Juni gegen den Willen der italienischen Regierung in Lampedusa anlegte. Die Behörden stellten die Kapitänin daraufhin unter Hausarrest, den ein Gericht nach vier Tagen jedoch aufhob. Rackete habe nicht gegen das Gesetz verstoßen und auch keine Gewalttat begangen, erklärte die Richterin Alessandra Vella. Die 31-Jährige habe ihre Pflicht erfüllt, Menschenleben zu schützen.

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