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Pille für den gemäßigten Zappelphilipp?

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Eine neue Leitlinie gibt Hinweise, wann eine Behandlung des Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndroms ADHS angemessen ist – und wann nicht.

Wann eine Behandlung des Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndroms, kurz ADHS, mit Medikamenten wie Ritalin (Wirkstoff Methylphenidat) angemessen ist, wurde und wird heftig diskutiert. In der neuen Leitlinie zur ADHS-Behandlung sprechen sich die Fachleute dafür aus, nicht nur Patienten mit einer schweren, sondern auch solchen mit einer „moderaten“ Ausprägung der Störung Medikamente anzubieten – allerdings erst nach „umfassender Psychoedukation“, in der die Familien auch Hilfen für die Gestaltung ihres Alltags bekommen und nur ergänzend zu psychotherapeutischen Verfahren. Bei Kindern unter sechs Jahren stehe aber stets die psychosoziale Intervention an erster Stelle, Kinder unter drei Jahren dürften auf keinen Fall Medikamente bekommen.

Die Diagnose solle immer durch einen Facharzt für Kinder- und Jungendpsychiatrie, einen Kinderarzt „mit Erfahrung und Fachwissen“ zu ADHS oder einen Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche gestellt werden und ausführliche Gespräche, Verhaltensbeobachtungen, Tests und eine körperliche Untersuchung enthalten.

Die Autoren weisen ausdrücklich darauf hin, dass Konzentrationsstörungen und auffallende körperliche Unruhe viele andere Ursachen haben können, darunter Probleme mit dem Lernen und dem Sozialverhalten, Angst- und Persönlichkeitsstörungen oder auch leichte Ausprägungen von Autismus. Besonders vertrackt ist, dass diese Störungen häufig gleichzeitig mit ADHS auftreten.

Je jünger die Kinder seien, desto schwieriger sei zu entscheiden, ob sie unter ADHS leiden oder entwicklungsbedingt ein Verhalten zeigten, das erkennbar von der jeweiligen Altersnorm abweicht. Und das sich vielleicht auswächst. Bei Vorschulkindern solle die Diagnose „nur bei starker Ausprägung der Symptome“ gestellt werden. Das ist dann eine Situation, in der sie und ihre Familien auf jeden Fall Hilfe brauchen.

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