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Er war ein Glücksfallfür Deutschland

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Quelle: BILD/Reuters
2:32 Min.

Ohne ihn wäre die Deutsche Einheit undenkbar gewesen.

Der frühere US-Präsident George H. W. Bush ist tot. Er starb am Freitagabend im Alter von 94 Jahren. Um 22.10 Uhr (Ortszeit) hörte sein Herz auf zu schlagen.

Fast sein ganzes Leben verbrachte er gemeinsam mit seiner Frau Barbara. Nun starb er rund ein halbes Jahr nach ihr. Die Nachricht kam überraschend. Die USA trauern.

Er sei der beste Vater gewesen, den man sich als Sohn oder Tochter habe wünschen können, hieß es in einer Erklärung seines Sohnes, des früheren US-Präsidenten George W. Bush (72). Die gesamte Familie sei zutiefst dankbar für dessen Leben.

Statement by the 43rd President of the United States, George W. Bush, on the passing of his father this evening at the age 94. pic.twitter.com/oTiDq1cE7h

— Jim McGrath (@jgm41) December 1, 2018

George H. W. Bush musste in den vergangenen Jahren immer wieder im Krankenhaus behandelt werden. Vor rund zweieinhalb Jahren brach er sich bei einem Sturz in seinem Ferienhaus einen Halswirbel. Zuletzt saß er im Rollstuhl.

Erst im April dieses Jahres war seine Frau Barbara gestorben. Die beiden waren 73 Jahre verheiratet. Das Ehepaar hatte sechs Kinder, von denen eines im Alter von drei Jahren verstarb.

Er sprach als Erster von „Wiedervereinigung“

Bush war von 1989 bis 1993 US-Präsident und maßgeblich an den Verhandlungen über die deutsche Einheit beteiligt. Besonderes Profil zeigte er nach dem Fall der Berliner Mauer.

Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (†2017) zollte ihm dafür großen Respekt. Bush sei ein „Glücksfall“ für Deutschland gewesen, meinte Helmut Kohl einmal.

Der 41. Präsident der USA war der erste westliche Staatsmann, der das Wort „Wiedervereinigung“ überhaupt in den Mund nahm, der keine Furcht vor einem geeinten Deutschland hatte. Der, ganz im Gegensatz zu Frankreich und Großbritannien, in den entscheidenden Monaten nicht mauerte und nicht auf Zeit spielte.

Rasch und entschlossen setzte Bush senior damals auf „ein Deutschland“. Schon am Tag nach dem Mauerfall im November 1989 führten Bush und Bundeskanzler Kohl ein Telefongespräch. „Alles Gute und viel Glück“, wünschte der Amerikaner.

Entschlossen setzte sich Bush damals ans Werk, redete Gorbatschow bei einem legendären Treffen am 3. Dezember 1989 in Malta ins Gewissen. Bei Margaret Thatcher und François Mitterrand, den beiden Deutschland-Skeptikern aus London und Paris, musste er geradezu Seelenmassage betreiben – sie waren beide gegen ein geeintes Deutschland.

Danach unterließ er jegliches „Triumphgeschrei“ gegenüber Moskau, das rechnen ihm Historiker besonders hoch an.

Auszüge aus Kohls Memoiren

  • Ohne Bushs „Zupacken“ keine Wiedervereinigung: „Ohne das tatkräftige Zupacken des amerikanischen Präsidenten George Bush wäre die deutsche Wiedervereinigung niemals so schnell zustande gekommen. Wie ich auf internationaler Ebene die Hilfe für die Sowjetunion und für Michail Gorbatschow zu organisieren vermochte, der durch seine Offenheit und Reformfreudigkeit wesentlich zum Gelingen der deutschen Einheit beigetragen hat, ist ein in der Öffentlichkeit bislang wenig bekanntes Kapitel der Geschichte.“
  • Das Treffen zwischen Kohl und Bush, ein Wendepunkt im Ost-West-Konflikt: „Schließlich verfolgte Margaret Thatcher voller Misstrauen meine Gespräche mit Bush am 3. Dezember 1989 in der Residenz des US-Botschafters in Laeken bei Brüssel, als ich den amerikanischen Präsidenten umfassend über das Geschehen in Deutschland informierte – wie es später in amerikanischen Sicherheitskreisen hieß, markierte das Treffen einen »Wendepunkt« in der Haltung der USA gegenüber der Wiedervereinigung.“
  • Bush, ein Fürsprecher Deutschlands: „Insgesamt gesehen hatte sich die politische Großwetterlage um die Osterzeit 1990 für unsere Sache nicht schlecht entwickelt. Dankbar war ich vor allem meinem Freund George Bush: Niemand vertrat unsere Positionen, Wünsche und Anliegen so überzeugend wie er. Dass die drei Westmächte die volle Souveränität des wiedervereinten Deutschlands so nachdrücklich herausstellten, war vor allem das persönliche Verdienst von George Bush. Es war schon eine glückliche Fügung, in dieser schwierigen Zeit einen solchen Partner an meiner Seite zu haben.“

Trump lobt Bush

US-Präsident Donald Trump würdigte seinen verstorbenen Vorgänger – trotz aller Differenzen, die es zwischen beiden wohl gab.

„Mit einem zuverlässigen Urteilsvermögen, gesundem Menschenverstand und einer unerschütterlichen Führung brachte Präsident Bush unsere Nation und die Welt zu einem friedlichen und siegreichen Abschluss des Kalten Krieges“, hieß es in der Mitteilung. Bush habe die Grundlagen für einen jahrzehntelangen Wohlstand geschaffen. Bei allem, was er vollbracht habe, sei er stets demütig geblieben.

Dem Historiker Mark Updegrove zufolge hatte George H. W. Bush keine gute Meinung von Donald Trump und wählte ihn im November 2016 auch nicht – obwohl er der Kandidat seiner Partei war. Trump war der Trauerfeier von Barbara Bush ferngeblieben. Der Präsident ließ ausrichten, „aus Respekt vor der Bush-Familie“ nicht an der Zeremonie teilnehmen zu wollen.

Statement from President Donald J. Trump and First Lady Melania Trump on the Passing of Former President George H.W. Bush pic.twitter.com/qxPsp4Ggs7

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) December 1, 2018

Auch der demokratische Ex-Präsident Barack Obama zeigte sich bestürzt über den Tod von George H. W. Bush.

Amerika habe einen „Patrioten und bescheidenen Diener“ verloren, hieß es in einer Erklärung von Barack und Michelle Obama. „Während unsere Herzen heute schwer sind, sind sie auch voller Dankbarkeit.“ Bush habe sein Leben einem Land gewidmet, das er geliebt habe. Er hinterlasse ein Vermächtnis, das niemals erreicht werden könne, „auch wenn er gewollt hätte, dass wir alle es versuchen“.

  • Kurz nach Tod seiner Frau

    Ex-US-Präsident George Bush auf Intensivstation

    Zwei Tage nach der Trauerfeier für seine Frau Barbara († 92) wird Ex-US-Präsident George H.W. Bush (93) auf der Intensivstation behandelt.

Jüngster Kampfpilot, CIA-Direktor, Vizepräsident, Präsident

George Herbert Walker Bush wurde 1924 als Sohn einer wohlhabenden und angesehenen Bankiers- und Politikerfamilie im US-Staat Massachusetts geboren.

1941 verschob er nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor sein Studium an der Yale Universität, wurde mit 18 Jahren der jüngste Pilot der US-Navy im Zweiten Weltkrieg, überlebte einen Abschuss. Ein U-Boot der US-Marine rettete ihn aus dem Wasser.

Später gründete er eine Ölbohr-Firma, wurde als Selfmademan Millionär, vertrat den Staat Texas im US-Kongress, wurde Botschafter bei den Vereinten Nationen, erster US-Botschafter in China, CIA-Direktor, von 1981 bis 1989 Vizepräsident unter Ronald Reagan und anschließend vier Jahre lang Regierungschef in Washington.

Aus seiner Amtszeit ist neben seinem wesentlichen Beitrag zur deutschen Einheit vor allem der Krieg zur Befreiung Kuwaits von den irakischen Besatzern unter Diktator Saddam Hussein im weltweiten Gedächtnis. Der Sieg innerhalb weniger Wochen vergrößerte seine Popularität enorm.

Am Ende seiner Amtszeit rutschten die USA allerdings in eine Wirtschaftskrise, seine zweite Wahl ums Weiße Haus ging verloren – gegen den demokratischen Shooting-Star Bill Clinton.

Bushs Sohn George W. war von 2001 bis 2009 US-Präsident.

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