Politik

26 Superreiche haben so viel wie die halbe Welt

0

Die Ungleichheit auf der Welt nimmt laut einer aktuellen Studie der Hilfsorganisation Oxfam dramatisch zu. Nur 26 Superreiche besitzen demnach mittlerweile genauso viel wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung – vor einem Jahr mussten dazu noch die 43 reichsten Milliardäre zusammenlegen.

An der Spitze der Superreichen steht Amazon-Chef Jeff Bezos (55). Sein Vermögen betrug im März 2018 (zum Zeitpunkt des von Oxfam gezogenen Vergleichs) 112 Milliarden Dollar (107 Mrd. Euro). Zum Vergleich: Das komplette Gesundheitsbudget Äthiopiens, einem Land mit 105 Millionen Einwohnern, entspricht gerade einmal einem Hundertstel dieser Summe.

Seither ist Bezos’ Reichtum sogar noch beträchtlich gewachsen. Aktuell besitzt er laut „Forbes“ 140 Milliarden Dollar.

Auch die Vermögen der anderen Milliardäre der Welt (insgesamt gibt es 1892 von ihnen) steigen erheblich. Oxfam zufolge machten sie gemeinsam im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von zwölf Prozent. Ihr Reichtum mehrte sich damit um 2,5 Milliarden Dollar – täglich.

Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung erlitt dagegen Einbußen von elf Prozent. Konkret: Jeden einzelnen Tag verloren die 3,8 Milliarden ärmsten Menschen der Welt zusammengenommen durchschnittlich 500 Millionen Dollar.

Oxfam warnt, die Schere zwischen Arm und Reich verstärke die Spaltung in der Gesellschaft. „Das Problem der wachsenden sozialen Ungleichheit ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit“, sagte Jörn Kalinski, Leiter Entwicklungspolitik von Oxfam Deutschland. Sie biete einen Nährboden für gefährliche Entwicklungen wie Rechtspopulismus und aggressiven Nationalismus.

Allerdings: Extreme Armut nimmt weiter ab

Der Oxfam-Ungleichheitsbericht „Public Good or Private Wealth“ (Gemeinwohl oder privater Reichtum), den die Organisation kurz vor Beginn der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos vorstellte, gibt aber auch Anlass zur Hoffnung: Der Anteil der Menschen, die in extremer Armut leben (weniger als 1,90 Dollar pro Tag zum Leben), ist weiter gesunken.

Weltweit waren demnach 2018 noch 736 Millionen Menschen extrem arm: Die Zahl habe sich zwischen 1990 und 2010 halbiert und nehme weiter ab, sagte Ellen Ehmke, Oxfam-Deutschland-Referentin für soziale Ungleichheit. Ehmke wies aber darauf hin, dass fast die Hälfte der Weltbevölkerung – etwa 3,4 Milliarden Menschen oder 46 Prozent – von maximal 5,50 Dollar pro Tag lebe.

Vielen Menschen drohe etwa bei Krankheit der Fall in die extreme Armut, weil sie Behandlungen oder Medikamente nicht bezahlen könnten.

Entwicklung in Deutschland

In Deutschland steigerten die Milliardäre ihr Vermögen im vergangenen Jahr um 20 Prozent, wie aus dem Oxfam-Bericht hervorgeht. Insgesamt verfüge das reichste Prozent der Bevölkerung jetzt über ebenso viel Vermögen wie die 87 ärmeren Prozent.

Damit zähle Deutschland zu den Industrienationen mit der größten Vermögensungleichheit. Auch zwischen den Geschlechtern herrsche Ungerechtigkeit: Frauen verdienten im Durchschnitt 21,5 Prozent weniger als Männer; schlechter sei die Lage in der EU nur in Estland und Tschechien.

Zur Bekämpfung der Ungleichheit in Deutschland forderte Oxfam eine Erhöhung des Mindestlohns. „Der Mindestlohn ist zu niedrig, gerade in Ballungszentren“, sagte Referentin Ehmke. So ließen sich etwa die stark steigenden Mieten mit dem derzeitigen Satz von 9,19 Euro pro Stunde nicht mehr bezahlen.

Kritik: Es werden Äpfel und Birnen verglichen

Der Oxfam-Report beruht auf Daten aus verschiedenen Quellen: Grundlage für die Schätzung des Vermögens der ärmeren Bevölkerung ist der „Global Wealth Report“ der Schweizer Großbank Credit Suisse, der Reichtum der Milliardäre wird anhand der Liste des Magazins „Forbes“ ermittelt.

Kritiker sehen darin einen Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Besonders stoßen sie sich an der Berechnungsmethode für die ganz arme Bevölkerung.

Die Credit Suisse definiert in ihrem Report Vermögen als die Summe aus privaten Finanzanlagen, Vorsorge und Sachwerten wie Immobilien – allerdings abzüglich der Schulden. Daraus die Definition von Armut abzuleiten, ist ihrer Meinung nach problematisch.

Eine Beispielrechnung: Nach dem Credit-Suisse-Report hätte der Hochschulabsolvent eines westlichen Industrielandes, der zwar einen lukrativen Job begonnen, aber noch Zehntausende Euro Schulden aus einem Studentendarlehen hat, weniger Vermögen als ein schuldenfreier Bettler in Bangladesch, der womöglich von 1,50 Dollar am Tag über die Runden kommen muss.

Oxfam stelle – so die Kritik – den Job-Neuling deswegen ärmer dar als den extrem bedürftigen Menschen in einem Entwicklungsland. Das heißt: Den Allerärmsten würden auch Menschen zugerechnet, die hoch verschuldet sind – aber eben nicht arm.

Oxfam hält dagegen: Würde selbst das ärmste Zehntel der Weltbevölkerung aus der Rechnung herausgenommen werden (weil möglicherweise einige hoch verschuldete Menschen aus generell reichen Ländern in dieser Gruppe überproportional vertreten seien), ändere dies nichts an der grundsätzlichen Erkenntnis. Denn die ärmsten zehn Prozent hätten keinen großen Einfluss auf das Gesamtvermögen der ärmeren 50 Prozent.

Sogar vehemente Oxfam-Kritiker stellen fest, dass die ungleiche Verteilung des Vermögens weltweit massiv ist.

Ben Affleck trauert um CIA-Legende Tony Mendez (†78)

Previous article

Bei allem Respekt, Herr Schäuble!

Next article

You may also like

Comments

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

More in Politik