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Tropische Zecke hat erstmals in Deutschland überwintert

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Hyalomma-Zecken kommen mit Zugvögeln aus dem Süden nach Deutschland. Sie sind viel größer als der Gemeine Holzbock und machen Jagd auf ihre Wirte.

Eine Hyalomma-Zecke, aufgenommen durch ein Mikroskop.

Sie sind wesentlich größer als die hier bekannten Zecken, sie können Menschen wittern und Dutzende Meter weit verfolgen. Nun haben Hyalomma-Zecken aus Afrika und Südeuropa das erste Mal nachweislich in Deutschland überwintert.

Fünf Zecken auf einem Pferdehof

Es seien nach den jüngsten heißen Tagen gleich sechs der spinnenartigen Riesenzecken aufgetaucht, fünf Stück auf einem Pferdehof am Niederrhein und eine auf einem Pferd in Niedersachsen, teilten die Universität Hohenheim (Stuttgart) und das Münchner Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr am Dienstag mit.

“Nach den ersten Nachweisen dieses Jahres müssen wir davon ausgehen, dass diese Tiere bei uns in Deutschland überwintern konnten”, sagte die Hohenheimer Parasitologin und Zecken-Expertin Ute Mackenstedt. Überwintern bedeute aber nicht notwendigerweise auch, dass die Tiere bereits heimisch seien.

Hyalomma-Zecken können den Erreger einer tödlichen Krankheit übertragen

Die Hyalomma-Zecken stammen aus den Trocken- und Halbtrockengebieten von Afrika, Asien und Südeuropa – von Spanien über Italien bis zur Türkei. Von den hiesigen Zecken wie etwa dem Gemeinen Holzbock kann man sie leicht unterscheiden: Sie sind mit bis zu zwei Zentimetern Länge wesentlich größer und haben auffällig gestreifte Beine.

Bislang wurden Hyalomma-Zecken mit Zugvögeln nach Deutschland transportiert, dort könnten sie sich nach Ansicht der Wissenschaftler in diesem Jahr stärker ausbreiten. Die diesjährigen Funde seien sehr früh gemeldet worden. “Wenn man den Entwicklungszyklus zurückrechnet, hätten sie zu einem Zeitpunkt eingeschleppt werden müssen, als die Zugvögel noch gar nicht da waren.”

Bisher Funde in acht Bundesländern

Die Hyalomma-Zecken können gefährliche Erreger übertragen, darunter jenes Virus, das für das gefährliche Krim-Kongo Hämorrhagische Fieber verantwortlich ist. Es geht mit schweren Blutungen einher und kann für den Menschen tödlich enden. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (Berlin) sind Hyalomma-Zecken seit 2017 auch in Deutschland nachgewiesen. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 19 Exemplare in acht Bundesländern (Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Berlin und Schleswig-Holstein) gefunden.

Zwar trug damals keine der bisher gefundenen Hyalomma-Zecken den Erreger des Krim-Kongo-Fiebers, dafür wiesen Wissenschaftler aber das Bakterium Rickettsia aeschlimannii nach, den Erreger einer Form des Zecken-Fleckfiebers. Diese Krankheit verläuft meist mild, Betroffene klagen über Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, eine Behandlung mit Antibiotika kann erforderlich sein.

“Sie merken, wenn die auf Ihnen herumläuft”

2018 wurden zwei Arten der Gattung Hyalomma in Deutschland nachgewiesen: H. marginatum und H. rufipes. Bislang wurde noch nicht bei allen der nun entdeckten Zecken die Art bestimmt.

Während die normalen Zecken nicht einfach zu sichten sind, sobald sie sich am menschlichen Körper festkrallen, spürt der Mensch den Angriff der Hyalomma-Zecke, sagt Expertin Mackenstedt: “Sie ist ja deutlich größer. Das merken Sie, wenn die auf Ihnen herumläuft.”

Auch andere Zeckenarten breiten sich in letzter Zeit in Regionen aus, in denen sie ursprünglich nicht heimisch sind, etwa die Auwaldzecke, die es inzwischen schon nach Berlin geschafft hat. Als ein Grund für die Verbreitung gelten höhere Durchschnittstemperaturen auch im Winter. Dadurch überleben nicht nur mehr Zecken, sie sind auch früher im Jahr aktiv und können sich Wirte suchen.

Weiter dominant bleibt hierzulande in jedem Fall der sogenannte Holzbock als heimische Zeckenart, wie Mackenstedt sagte. Die von ihm übertragenen Erreger können Borreliose und FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) auslösen. (dpa, fsch)

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