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Polizei verdächtigt „Neue IRA“

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Quelle: Reuters
0:45 Min.

Nach der Explosion einer Autobombe vor einem Gerichtsgebäude im Zentrum der nordirischen Stadt Londonderry (85 000 Einwohner) hat die Polizei vier Männer festgenommen.

► Nach Einschätzung der Polizei geht die Explosion vermutlich auf das Konto einer Splittergruppe einer militanten Untergrundorganisation. Die Ermittlungen richteten sich in erster Linie gegen die sogenannte „Neue IRA“, sagte der stellvertretende Polizeichef Mark Hamilton am Sonntag.

„Wie die meisten republikanischen Dissidentengruppen in Nordirland ist die Neue IRA klein, weitgehend unrepräsentativ und darauf ausgerichtet, Menschen wieder dorthin zurückzubringen, wo sie nicht sein wollen“, sagte Hamilton.

Zwei junge Männer (zwischen 20 und 30 Jahre alt) wurden Sonntagmorgen festgenommen, die anderen beiden Tatverdächtigen (34, 42) am Abend. Nach Behördenangaben wurde bei dem Anschlag niemand verletzt.

Hamilton sagte, er sehe in dem Anschlag keine Eskalation. Allerdings fällt die Aktion in eine Phase, in der vor einem möglichen Wiederaufflammen des Nordirland-Konflikts gewarnt wird, sollte im Zuge des Brexit wieder eine harte Grenze zwischen dem zu Großbritannien gehörenden Nordirland und dem EU-Mitglied Irland eingerichtet werden.

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Die „Neue IRA“ hat in den vergangenen Jahren immer wieder vereinzelt Anschläge verübt. Die Nationalisten lehnen das 1998 geschlossene Friedensabkommen ab, das weitgehend einen Schlussstrich unter drei gewaltgeladene Jahrzehnte zog – in denen mehr als 3700 Menschen starben.

Der Name „Londonderry“ ist ein Politikum

Die Stadt Londonderry hat erst seit der Besiedlung Irlands durch britische Protestanten im 17. Jahrhundert offiziell den Zusatz London- im Namen. Nordirische Katholiken bezeichnen die Stadt bis heute mit ihrem ursprünglichen Namen Derry. Somit ist allein die Wahl des jeweiligen Namens der Stadt als Bekenntnis zur einen oder anderen Seite des Konflikts zu verstehen (Londonderry für die Positionen der Protestanten, Derry für die Positionen der Katholiken).

Politiker aller Parteien verurteilen den Anschlag

Die ehemalige Regierungschefin der Provinz Nordirland, Arlene Foster, sprach von einem „sinnlosen Terrorakt“. Dieser müsse „auf das Schärfste verurteilt“ werden, forderte die Vorsitzende der ultrakonservativen protestantischen Democratic Unionist Party (DUP). Die Leidtragenden seien die Bewohner der Stadt. Es sei der schnellen Reaktion der Einsatzkräfte zu verdanken, dass es keine Toten oder Verletzten gegeben habe.

Auch die Abgeordnete Elisha McCallion, die für die katholisch-republikanische Sinn Fein im britischen Parlament sitzt, verurteilte den Vorfall. Dieser habe die Bevölkerung der Stadt „schockiert“, erklärte die Politikerin aus Derry. „Zum Glück wurde offenbar niemand verletzt. Derry ist eine Stadt, die Fortschritte macht, und niemand will solche Vorfälle.“

Irlands Außenminister Simon Coveney verurteile den Vorfall „auf das Schärfste“. Er sagte: „Es gibt keinen Platz und keine Rechtfertigung für solche Terrorakte, mit denen Nordirland wieder in Gewalt und Konflikte hinabgezogen werden soll.“

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