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Meine kleine Tochter wurdezu ISIS entführt!

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„Bitte holen Sie meine Tochter zurück!“ Diesen Satz hat Danisch Farooqi in den letzten vier Jahren immer wieder an verschiedene Behörden geschrieben.

Denn seine Ex-Frau hat die gemeinsame Tochter Aaliyah (heute 8) nach Syrien verschleppt – zur ISIS-Terrormiliz!

Nach Jahren der Ungewissheit tauchte das Mädchen Ende 2017 in einem Camp der kurdischen YPG-Miliz in Nordsyrien auf. Doch das Auswärtige Amt verweigert dem Mädchen und seinem verzweifelten Vater Hilfe bei der Rettung. Der Hamburger hat deshalb eine Petition an Außenminister Heiko Maas gestartet, um seine Tochter aus Syrien zu holen.

In den ursprünglich als Flüchtlingslager errichteten Camps in Nordsyrien sind mittlerweile Hunderte Frauen und Kinder untergebracht, die einst Teil des „Kalifats“ (ISIS-Gebiet) waren, darunter auch Dutzende Deutsche. Der Großteil der Kinder wurde im „Islamischen Staat“, wie ISIS sich auch nennt, geboren. Doch einige wurden auch von ihren Müttern nach Syrien mitgebracht.

Auch Danisch Farooqis Tochter wurde auf diese Weise von ihrer Mutter ins ISIS-Gebiet gebracht. „Wir haben uns 2012 scheiden lassen, als Aaliya gerade mal ein Jahr und ein paar Monate alt war“, sagt Farooqi.

Das Sorgerecht wird damals geteilt, an einigen Wochenenden darf der Vater seine Tochter zu sich nehmen. Seit mehr fast fünf Jahren sind ihm nur Erinnerungen an Aaliya geblieben. „Sie hat es geliebt, auf den Spielplatz zu gehen, dort im Sand zu spielen, auf den Wippen und Rutschen.“

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Damals kam die Nachricht, die Farooqis Leben auf den Kopf stellte.

„An einem Samstagmorgen im Frühsommer 2014 erhielt ich aus heiterem Himmel einen Anruf aus der Türkei“, erzählt Farooqi.

Am Telefon ist ein Tunesier: Der neue Mann seiner Ex-Frau. Er berichtet Farooqi, dass er sich gerade verletzt in einem Istanbuler Krankenhaus behandeln lässt.

„Er sagte mir, dass ‚seine Familie‘ ihn im Krankenhaus in Istanbul besuchen gekommen war und dort drei Wochen bleiben würde. Auf meine Nachfrage, wen er damit meine, erklärte er mir, dass er auch von meiner Tochter sprach.“

Farooqi ist fassungslos, dass seine Tochter ohne seine Kenntnis ins Ausland mitgenommen wurde. Es kommt zum Streit, Farooqi droht damit, die Polizei einzuschalten – woraufhin der neue Mann einfach auflegt. „Ich habe sofort meine Anwältin kontaktiert. Sie teilte mir mit, man könne nichts tun, angeblich handelte es sich nämlich um einen dreiwöchigen Urlaub.“

Und aus diesem dreiwöchigen Urlaub in der Türkei werden mehr als vier Jahre im syrisch-irakischen Kriegsgebiet.

„Ich konnte es nicht fassen, dass man als Mutter sein Kind in ein vom Krieg zerrüttetes Land mitnehmen kann, wo gleichzeitig so viele Eltern versuchten, aus dem Land zu flüchten.“

„Das Letzte, was ich für die nächsten vier Jahre von meiner Ex-Frau zu lesen bekam, war eine Whatsapp-Nachricht. Darin teilte sie mir mit, dass sie nun in Syrien seien. Sie könne nicht verstehen, wie man ‚unter Ungläubigen‘ leben könne, wo es doch ein ‚Kalifat unter Gottes Gesetzen‘ gibt.“

Danach bricht die Frau den Kontakt ab, Farooqi stellt Anzeige wegen Kindesentzugs, wendet sich mit einem Suchauftrag beim Deutschen Roten Kreuz. Doch seine Ex-Frau und Aaliya bleiben verschwunden.

Schließlich gelingt es ihm, über Facebook zu einem anderen Hamburger ISIS-Mitglied Kontakt aufzunehmen, der ihm sagt, dass es seiner Tochter gut gehen würde.

Farooqi bittet darum, mit seiner Tochter sprechen zu können – doch das lehnt der neue Mann seiner Ex-Frau ab. „Ich habe in den ersten vier Jahren nach ihrer Entführung weder gewusst, wo sie ist, noch wie es ihr geht, wie sie aussieht. Ich habe nicht einmal ihre Stimme gehört“, sagt Farooqi.

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Erst vor gut einem Jahr bekommt der Vater in Hamburg endlich ein Lebenszeichen.

„Meine Ex-Frau wollte fliehen und meldete sich bei ihrem Bruder. Dadurch bekam ich endlich ein aktuelles Foto meiner Tochter zu sehen und auch eine Sprachnachricht zu hören – sie grüßte ihre Großeltern mütterlicherseits, zu mir sagte sie kein Wort, aber immerhin konnte ich ihre Stimme hören.

Farooqis Ex-Frau will sich mit dem Kind in die Türkei durchschlagen, wird aber auf der Schmuggelroute von Kämpfern der YPG festgenommen und in eines der Flüchtlingslager gebracht, in denen die kurdische Miliz die aus dem „Kalifat“ geflohenen Frauen und Kinder unterbringt. Schließlich bestätigt auch das DRK, dass sich seine Tochter in einem Camp in Nordsyrien befindet.

Der Vater hofft nun, dass seine Tochter endlich nach Hause gebracht wird. Die Monate vergehen, immer wieder wendet er sich verzweifelt an die Behörden, man müsse doch seine minderjährige Tochter zurück nach Deutschland bringen. Doch das Auswärtige Amt vertröstet ihn stets nur mit denselben Antworten: Man habe keine Möglichkeiten, in Nordsyrien aktiv zu werden, da die deutsche Botschaft in Damaskus geschlossen ist.

Farooqi fühlt sich im Stich gelassen, zumal der BND in Nordsyrien Vernehmungen durchführt, das Auswärtige Amt sich aber ohne Begründung weigert, ein Amtshilfe-Ersuchen zu stellen. „Auch das DRK wäre bereit, Deutsche aus den Camps bis zur syrisch-irakischen Grenze zu bringen. Dieses Angebot wird vom Auswärtigen Amt einfach nicht wahrgenommen, das ist einfach nicht zu verstehen. Ich fühlt mich als Bundesbürger völlig ohnmächtig, hilflos und alleingelassen.“

Farooqi schreibt Politiker an, doch die meisten ignorieren ihn einfach. „Lediglich Dr. Alexander Neu, Ulla Jelpke (beide von Die Linke) und Stephan Thomae (FDP) haben nicht nur Kontakt zu mir aufgenommen, sondern auch versucht, wirklich etwas zu bewegen.“

Jetzt setzt Farooqi seine Hoffnung auf eine Petition, die er an Außenminister Heiko Maas richtet. Der Hamburger appelliert dabei an die Solidarität anderer Eltern: „Stellen Sie sich vor, es wäre Ihre Tochter, die entführt wurde und die die Bundesregierung einfach in einem Camp dahinvegetieren lässt!“

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