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Lahms Firma „Sixtus“ steht am Abgrund: Kündigungen und Klagen – Jetzt spricht der Ex-Bayern-Star

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Jetzt ist klar, wie schlimm es um Philipp Lahms Firma Sixtus wirklich bestellt ist: 20 Mitarbeiter werden gefeuert, 10 gehen freiwillig. Und das ist noch nicht alles.

Update, 24. Mai: Teilhaber war er schon lange. Vor nicht all zu langer Zeit hat Philipp Lahm die Traditionsfirma Sixtus aus Hausham komplett übernommen. Schon damals sah es nicht gut aus in der Bilanz. Wir berichteten am Donnerstag exklusiv, wie schlimm es wirklich um Lahms Firma Sixtus steht. Alle Mitarbeiter bis auf einen Azubi und eine Teilzeitkraft müssen gehen. Die Produktion wird in Deutschland komplett eingestellt.

Nun äußert sich Philipp Lahm auf Nachfrage unserer Redaktion selbst zur Lage. 

Hier das Statement vom Philipp Lahm zum Sixtus-Drama im Wortlaut:

„Ich habe großes Verständnis für den Unmut der Mitarbeiter, aber ich stelle mich der Verantwortung. Mit der Marke Sixtus wird es weitergehen. Die Zahlen sind seit vielen Jahren nicht gut, und damit das Unternehmen zukünftig wirtschaftlich arbeiten kann, müssen wir das Geschäfstmodell verändern. Und das werden wir auch tun.“

Derweil klagen mehrere Mitarbeiter gegen die Kündigung. Die Verhandlung offenbarte, wie schlimm es um die Firma Sixtus wirklich steht. Lesen sie hier unsere Exklusiv-Geschichte vom Donnerstag:

Update, 23. Mai: Am Donnerstag hat vor dem Arbeitsgericht erneut eine Verhandlung in der Causa Sixtus stattgefunden. Sie offenbarte vor allem eines: Der einst traditionsreiche Mittelständler ist Geschichte. Eigenproduktion und Außendienst werden eingestellt.

Nachdem bekannt geworden war, dass Sixtus in abgespeckter Form nach Bad Aibling umzieht (wir berichteten), war zunächst von einem „Gesundschrumpfen“ die Rede. Doch bei der gestrigen Güteverhandlung vor dem Arbeitsgericht in Holzkirchen stellte sich heraus: Sixtus – 1952 und 1972 offizieller Ausrüster der Olympischen Spiele – ist im Grunde Geschichte.

Philipp Lahm-Firma Sixtus: Nur noch eine Teilzeitkraft und ein Azubi arbeiten weiter

Derzeit beschäftigt die Firma von Ex-Fußball-Nationalspieler Philipp Lahm laut Sixtus-Anwältin Birgit Baudisch noch 31 Mitarbeiter und einen Azubi. Davon sind nach dem Umzug nach Bad Aibling Ende 2019 eine Teilzeitkraft mit 20 Wochenstunden übrig sowie ein Azubi. 20 Beschäftigten hat Sixtus gekündigt – fünf von ihnen seien Außendienstler, die nicht in Hausham arbeiten. Die verbleibenden zehn Stellen fallen weg, weil ihre Inhaber in Rente gehen, befristet waren oder selbst gekündigt haben.

„In Hausham hat Sixtus 3850 Quadratmeter Nutzfläche. Ab Januar 2020 gibt es nur noch drei Schreibtische, ein Labor mit zwölf Quadratmetern und einen Kellerraum für Akten“, sagte Baudisch.

Philipp Lahm-Firma Sixtus: Von 220 Produkten bleiben acht übrig

Die derzeit 220 verschiedenen Pflegeprodukte will das Unternehmen auf acht reduzieren. Sie sollen nicht mehr selbst hergestellt werden, sondern durch Drittunternehmen. Den Außendienst stellt das Unternehmen komplett ein. Das hat auch damit zu tun, dass ab 2020 nur noch zwei Großkunden für den Weiterverkauf der Produkte zuständig sind – bisher hatte Sixtus mehr als 3000 Kunden, die Duschgel und Co. an den Endkunden brachten.

Baudisch begründete diese Maßnahmen mit „erheblichen Verlusten“, die Sixtus einfahre. Um den Status Quo zu erhalten, müsste das Unternehmen einen jährlichen Umsatz von vier Millionen Euro machen. „Dieser Umsatz konnte 2018 nicht erzielt werden.“ Damit lägen die Voraussetzungen für betriebsbedingte Kündigungen vor. Ein Anspruch auf Abfindung bestehe nicht.

Video: „Sixtus“-Anwältin Baudisch erklärt, wie es weitergeht

Mitarbeiter klagen gegen Philipp Lahm-Firma Sixtus

Bei der verbleibenden Teilzeitkraft handelt es sich um eine 61-Jährige, die seit 27 Jahren im Betrieb ist. Ab 2020 soll sie in Bad Aibling das Qualitätsmanagement verantworten. Sie hat sich bei der Sozialauswahl gegen die anderen Beschäftigten durchgesetzt. Allerdings sind auch die übrigen Mitarbeiter zum Teil seit vielen Jahren im Betrieb – und in einem Alter, das auf dem Arbeitsmarkt nicht gerade gefragt ist.

In der gestrigen Verhandlung ging es um die Kündigungsschutzklagen eines 61 Jahre alten Maschinenschlossers, der seit 20 Jahren bei Sixtus ist, eines 55-Jährigen, der seit 14 Jahren in der Firma arbeitet und eines 57-Jährigen. Friedrich Schweikert, einer der drei anwesenden Kläger-Anwälte, fragte: „Gibt es eine Möglichkeit, meinen 61-jährigen Mandanten bei einem der Drittunternehmen unterzubringen?“ Ihm gehe es nicht um Abfindung, sondern um die Frage: „Was macht mein Mandant bis zum Ruhestand?“

Wie berichtet, klagen sieben Haushamer Mitarbeiter gegen ihre Entlassung, ein klagender Außendienst-Mitarbeiter aus Frankfurt wurde gestern bekannt. Ihren Anwälten zufolge diente die gestrige Verhandlung primär der Aufklärung des Sachverhalts. Denn Sixtus habe ohne Angabe von Gründen gekündigt. „Für betriebsbedingte Kündigungen braucht es aber Voraussetzungen, die der Arbeitgeber beweisen muss“, sagte Anwalt Christoph Koch.

Urteil zu Philipp Lahm-Firma Sixtus fällt im Sommer

Ein Detail, das während der Verhandlung zur Sprache kam, lässt zumindest den Eindruck entstehen, Sixtus habe möglichst lange die Fassade eines gesunden Unternehmens aufrechterhalten wollen: Auf Nachfrage von Rechtsanwalt Hans von Böventer, ob allen Außendienstlern gekündigt worden sei, erklärte Baudisch: „Allen, bis auf einen, den man für eine Messe gebraucht hat.“ Der Messestand sei bereits gebucht gewesen – ihn nicht zu bespielen, hätte in der Öffentlichkeit ein schlechtes Bild abgegeben. Der Urteilsspruch erfolgt beim Kammertermin, der voraussichtlich im Sommer stattfindet.

Update, 5. Mai: Die Mitarbeiter der Firma Sixtus von Philipp Lahm wehren sich gegen ihre Kündigung. Klagen sind beim Arbeitsgerichtstag in Holzkirchen anhängig.

Update, 3. Mai: Weder in Schliersee, noch in Fischbachau hat sich Sixtus angesiedelt. Dennoch haben die Bürgermeister eine klare Meinung zum Abschied von Philipp Lahms Unternehmen aus dem Landkreis (Merkur.de*).

Ursprünglicher Artikel vom 26. April 

Hausham – Intern hat die Nachricht bereits die Runde gemacht, jetzt ist es offiziell. Sixtus verlässt Ende 2019 seinen Firmensitz in Hausham – und kehrt damit dem Landkreis den Rücken. Der Hersteller von Körperpflegeprodukten zieht nach Bad Aibling. Als Grund nennt das Unternehmen auf Anfrage den auslaufenden Mietvertrag am Altstandort. Diesen hätte man zwar einmalig um sechs Monate verlängern können. „Der Zeitraum war uns aber zu kurz, um weiter in Hausham planen zu können“, heißt es in der Stellungnahme.

Philipp Lahms Firma Sixtus schließt Werk in Hausham – 15 Mitarbeiter gekündigt

In Bad Aibling schlüpft das Unternehmen, das nach dem Ausstieg von Franz Kroha als Gesellschafter im Sommer 2017 vollständig der Philipp Lahm Holding gehört, unter ein Dach mit der Schneekoppe GmbH. Bekanntlich ist der Ex-Fußballprofi hier Mehrheitsgesellschafter. Einen Neubau braucht es nicht, teilt Sixtus mit. Man werde zunächst in ein bestehendes Gebäude einziehen.

Lesen Sie auch: Philipp Lahm und Aldi: Ex-FC-Bayern-Star macht bald Werbung für den Discounter

Das Unternehmen verspricht sich eine „Hebelwirkung für beide Marken“. So könne man die Themen Körperpflege (Sixtus) und bewusste Ernährung (Schneekoppe) „aus einer Hand“ entwickeln. Ob Sixtus dort weiter produziert oder nur den Vertrieb organisiert, bleibt aber offen. In der „jetzigen Konsolidierungsphase“ könne man dazu nichts sagen.

Lahm-Firma Sixtus: Auf Unternehmen lasten Schulden in Millionenhöhe

Es sieht ganz nach dem Versuch eines Gesundschrumpfens aus. Das Personal hat dies jedenfalls schon zu spüren bekommen. 15 Mitarbeiter müssen sich neue Jobs suchen. Man habe die Kollegen im Januar informiert, damit sie sich auf die Situation einstellen können, betont Geschäftsführerin Petra Reindl. „Sixtus ist sehr daran gelegen, hier zu unterstützen.“ Wie viele Angestellte die Firma derzeit beschäftigt und wie viele Stellen es in Aibling geben wird, kommentiert Sixtus trotz mehrfacher Nachfrage nicht.

Ebenfalls lesenswert: Hausverbot – Fritz Weppers Tochter (7) darf nicht in Tennisclub am Tegernsee trainieren – und nicht nur das

Für 2017 hatte die ehedem in Schliersee ansässige Firma noch 35 Mitarbeiter gemeldet, im Jahr davor waren es noch 40. Warum es eine Konsolidierung braucht, zeigen die Zahlen im Bundesanzeiger. So hat Sixtus 2016 einen Jahresfehlbetrag von rund 1,2 Millionen Euro verbucht, 2017 waren es noch knapp 667 000 Euro. Auf dem Unternehmen lasten Schulden in Millionenhöhe.

Bürgermeister zu Sixtus-Aus: „Das entspricht nicht dem Vertrauensverhältnis“

Haushams Bürgermeister Jens Zangenfeind hat vom Wegzug durch den Anruf unserer Zeitung erfahren. Aus seiner Enttäuschung macht er keinen Hehl. „Das entspricht nicht dem Vertrauensverhältnis, das wir in meinen Augen mit Sixtus gehabt haben“, sagt er. Die Entscheidung überrasche ihn, da das Unternehmen in den vergangenen Jahren Pläne für einen groß angelegten Neubau mit Erlebniswelt verfolgt habe.

Nach dem Nein beim Bürgerentscheid in Schliersee und nochmals nach der geplatzten Ansiedlung in Fischbachau (wir berichteten) habe sich die Gemeinde Hausham dafür stark gemacht, einen Alternativstandort zu finden. „Wir haben viele Gespräche mit Grundstückseigentümern geführt.“ Einige davon seien vielversprechend verlaufen. Dass dies jetzt alles hinfällig geworden ist, sei „schade und traurig“, vor allem für die Mitarbeiter.

Die Gemeinde werde aber nicht in Schockstarre verfallen, kündigt Zangenfeind an. Sie werde ihr wirtschaftliches Netzwerk bemühen, um mit den Eigentümern des Sixtus-Geländes einen Nachfolgenutzer zu finden. „Wir haben mehr Anfragen von Gewerbebetrieben, als wir unterbringen können.“

Philipp Lahms Firma Sixtus zieht nach Bad Aibling um

In Bad Aibling freut man sich hingegen auf den Zuzug. Bürgermeister Felix Schwaller bestätigt auf Nachfrage, dass sich Sixtus im B&O-Park in Mietraching niederlassen wird. Wie berichtet, ist dies bereits seit Ende 2017 im Gespräch. Die endgültige Entscheidung pro Bad Aibling sei ihm neu, so Schwaller. Das Konzept passe aber in den B&O-Park, in dem bereits Firmen aus Sport, Tourismus oder Technologie beheimatet seien. „Sixtus“, schwärmt Schwaller, „läuft bei uns offene Türen ein.“

Philipp Lahm ging nun auch einen Deal mit Aldi ein – um sein Sorgenkind „Schneekoppe“ wieder auf Kurs zu bringen. 

Lesen Sie auf Merkur.de* mehr über die Firma von Philipp Lahm: Nein beim Bürgerentscheid in Schliersee, Einstieg von Philipp Lahm, Absage an Fischbachau: Sixtus hat aufreibende Jahre hinter sich. Wir haben die Ereignisse zusammengefasst. Sixtus hatte seine Pläne für eine Erlebniswelt in Aurach verworfen. Der Bürgermeister ist enttäuscht – und verärgert. Ähnliche Nachrichten gibt es aus dem Landkreis München: Die Hubergroup schließt ihren Produktionsstandort in Kirchheim. 350 Arbeitsplätze sind davon betroffen. Die Schließung soll schrittweise innerhalb von zwei Jahren erfolgen.

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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