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Jetzt kommt Blablacar

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Das französische Unternehmen BlablaCar macht dem Marktführer Flixbus Konkurrenz – und startet mit Kampfpreisen.

Konkurrenz für Flixbus: Mit Kampfpreisen von 99 Cent startet das französische Unternehmen Comuto mit seiner Marke Blablacar diese Woche sein Fernbusangebot. Blablacar ist hierzulande vor allem für seine Mitfahrzentrale bekannt, über die sich Autofahrer und Reisende untereinander vernetzen und Autofahrten teilen können. Zunächst fahren die Blabla-Busse 19 Ziele in Deutschland an, bis Ende des Jahres sollen es 60 sein, kündigte das Unternehmen am Montag an. Von Berlin aus fahren die roten Busse beispielsweise nach Frankfurt am Main, München und Düsseldorf. Der Preis von 99 Cent ist ein Eintrittspreis, um überhaupt auf den Markt zu kommen. „Die Ticketpreise insgesamt werden sich nicht sonderlich verändern“, sagte Christoph Gipp vom Berliner Iges Institut, das sich mit Mobilitätsthemen befasst. „Der Markteintritt von Blabla ist ein Schritt zur Entwicklung eines europäischen Fernbus-Netzes.“

400 Ziele in Europa

Blablacar will bis Ende 2019 rund 400 Ziele in Europa anfahren, verspricht Deutschland-Manager Christian Rahn. „Wir wollen der führende Marktplatz für das gemeinsame Reisen auf der Straße werden“, sagte Rahn mit Blick auf die Konkurrenz. Das neue Busnetz solle die bestehende Plattform für Mitfahrgelegenheiten auf den viel befahrenen Strecken ergänzen. Flixbus reagierte gelassen auf die Ankündigung: „Wir sind harten Wettbewerb gewohnt.“

Das französische Unternehmen will von seiner Basis profitieren. Mit 75 Millionen Mitgliedern in 22 Ländern ist Blablacar die nach eigenen Angaben weltweit größte Mitfahr-App für weite Strecken. 2006 in Paris gegründet, ist die Firma seit 2013 in Deutschland aktiv. Hierzulande sind 6,5 Millionen Mitglieder auf der Plattform registriert. Rund 75 000 verschiedene Treffpunkte für geteilte Fahrten zählt das Portal nach eigenen Angaben pro Monat in Deutschland.

23 Millionen Passagiere im Jahr

Werden Mitfahrgelegenheiten eher kurzfristig gebucht, soll das neue Busnetz ein planbares Angebot bieten. Schon im Februar waren die Pläne zum Eintritt von Blablacar in den Fernbusmarkt bekannt geworden, doch offenkundig ist es nicht so einfach, Busse und vor allem Busfahrer zu finden. In Frankreich hat das Unternehmen im vergangenen Jahr Ouibus von der Bahn SNCF übernommen. Um hierzulande „als Marktteilnehmer relevant zu werden, wird Blabla die Frequenzen erhöhen müssen“, meint Marktforscher Gipp. „Das braucht Zeit.“

In Deutschland fahren jedes Jahr rund 23 Millionen Personen mit einem Fernbus. Mit einem Marktanteil von gut 95 Prozent ist Flixbus mit Abstand der größte Anbieter, gefolgt von Eurolines (drei Prozent), dem IC Bus der Bahn (1,1 Prozent) sowie dem tschechischen Anbieter Student Agency/RegioJet mit knapp einem Prozent. Flixbus arbeitet nach eigenen Angaben mit rund 300 regionalen Busunternehmen in Europa und in den USA zusammen. Hierzulande gab es Ende vergangenen Jahres 287 Fernbuslinien, eine der am häufigsten befahrenen Strecken ist Berlin-München.

Ein Kilometer kostet 10,7 Cent

Der Markt für Fernbusse war 2013 geöffnet worden. Diverse Anbieter haben sich inzwischen wieder zurückgezogen, sodass Flixbus eine überragende Stellung hat. Trotz des Quasi-Monopols hielten sich Preissteigerungen in Grenzen: Ende vergangenen Jahres lag der Normalpreis pro Fahrgast und Kilometer bei 10,7 Cent, das waren 0,7 Cent mehr als 2013. Zwischenzeitlich war der Preis sogar auf 9,3 Cent (Ende 2016) gefallen. Hier spiegelt sich die Marktentwicklung wider: Seit 2015 gab es Übernahmen, Betriebsschließungen und Insolvenzen.

Wie viel die Blabla-Bustickets nach der Startphase kosten werden, ist offen. Die Werbeaktion mit den Billigtickets läuft voraussichtlich bis Ende September, danach dürften die Preise steigen. Gebucht werden können die Fahrkarten über die Website, die App und an Ticketschaltern in Bahnhöfen. Details dazu, wie genau die Vernetzung zwischen Mitfahr-App und Bus einmal aussehen könnte, nannte Blablacar nicht. „Wir haben schon viele Ideen.“ Kooperationen mit anderen Mobilitätsanbietern seien möglich. Flixbus vermittelt seinen Fahrgästen auf Wunsch ein Uber-Taxi am Fernbusbahnhof, mit dem sie zum Endziel fahren können.

Ärger über Nutzungsgebühr

Auf der Mitfahr-Plattform von Blabla melden sich Autofahrer an und bieten freie Plätze unter Angabe von Abfahrts- und Ankunftsort an. Potenziellen Mitfahrern werden die Daten in der App und auf der Webseite angezeigt. Die Autofahrer dürfen den Preis selbst festgelegen. Voraussetzung ist jedoch, dass sie keinen Profit machen, sondern nur ihre Fahrt-, Versicherungs- und Nutzungskosten decken. Aus diesem Grund ist das Geschäftsmodell – anders als das ursprüngliche Geschäftsmodell von Uber und anderen privaten Mitfahrdiensten – hierzulande überhaupt erlaubt.

Mit der Einführung von Nutzungsgebühren für seine Mitfahrplattform zog Blablacar im Frühjahr 2018 zuletzt den Ärger vieler Kunden auf sich. Die Gebühren fallen zusätzlich zu dem vom Fahrer veranschlagten Preis an. Nach heftigen Protesten senkte Blabla die Gebühren wieder. Für eine Woche zahlen Reisende nun 3,99 Euro, ein Monat kostet 5,99 Euro. Für Strecken unter 200 Kilometern ist die Vermittlung über die Blabla-Plattform kostenlos.

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