Wirtschaft

Eurowings womöglich im Juli betroffen

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Lufthansa reagiert gelassen auf die Ankündigung: Arbeitskampf darf es nicht geben. Interner Konflikt bei der Flugbegleitergewerkschaft Ufo.

Vor drei Jahren gab es den letzten Ufo-Streik bei der Lufthansa.

Am 15. Juli beginnen die Ferien in Nordrhein-Westfalen, und dieses Datum ist eine Orientierungsgröße für mögliche Streiks bei den Lufthansa-Töchtern Eurowings und Germanwings. Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo kündigte am Donnerstag an, ihre Mitglieder bei den beiden Unternehmen in den kommenden zwei Wochen über einen Arbeitskampf abstimmen zu lassen. „Nach Abschluss der Urabstimmungen wird Ufo dann die ersten konkreten Streiktermine nennen, die noch im Juli liegen werden.“ Die Lufthansa reagierte entspannt: „Einen Streik kann es nicht geben, da es derzeit weder offene Tarifverträge noch konkrete Forderungen gibt.“

Man habe kürzlich die Gespräche mit Ufo abgebrochen, weil die Gewerkschaft, die nach eigenen Angaben rund 30 000 Flugbegleiterinnen und -begleiter vertritt, als „berechenbarer, konstruktiver Tarifpartner“ derzeit nicht in Betracht komme. Tatsächlich gab es einen Machtkampf an der Spitze der Ufo, der im Mai zum Rücktritt mehrerer Vorstandsmitglieder inklusive Ufo-Chef Nicoley Baublies geführt hatte. Der Konzern nutze die Ufo-Schwäche, „um sich ungeliebter Tarifverträge zu entledigen“, meinte die Baublies-Nachfolgerin Sylvia de la Cruz.

Es geht gar nicht um Geld

Nach Angaben der Gewerkschaft geht es im aktuellen Streik nicht um Geld, sondern um Tarifverträge über die Einrichtung von Arbeitnehmervertretungen sowie über Regelungen zur Teilzeit. Der Bedarf an speziellen Teilzeitmodellen sei extrem hoch unter dem Kabinenpersonal. Bei Eurowings arbeiten hierzulande Ufo zufolge rund 1300 Personen und bei Germanwings 900. Ufo räumte die schwierige Situation der Airline ein. Vor ein paar Tagen erst hatte die Lufthansa mit Blick auf die Überkapazitäten in Europa und die aggressive Preispolitik von Wettbewerbern einen Gewinnwarnung veröffentlicht und die Prognose für Eurowings korrigiert: Die Linie sollte eigentlich in diesem Jahr eine schwarze Null einfliegen, nun wird eine negative Marge von bis zu sechs Prozent befürchtet. „Die Lufthansa Group geht davon aus, dass der europäische Markt mindestens bis Ende 2019 so herausfordernd bleibt“, hatte das Management mitgeteilt und damit den Aktienkurs um mehr als zehn Prozent nach unten geschickt.

Eurowings fliegt Verluste ein

Eurowings stehe „enorm unter Druck“, sagte Ufo-Vize Daniel Flohr dazu. In dieser Situation „eskaliert Lufthansa entgegen jeglicher Vernunft und Aktionärsinteressen die Tarifkonflikte mit ihren Mitarbeitern“. Lufthansa wiederum erwartet, „dass die Gewerkschaft schnellstmöglich ihre personellen Unruhen beilegt und die Vertretungsbefugnis klärt, damit wir wieder in einen gemeinsamen Austausch mit unserem Tarifpartner kommen“.

Ufo ist eine besondere Gewerkschaft. Die Führungskräfte sind zumeist bei der Lufthansa angestellt und also keine hauptamtlichen Gewerkschafter, wie das in anderen Arbeitnehmerorganisationen üblich ist. Für gewerkschaftliche Arbeit, insbesondere Tarifverhandlungen, werden die Ufo-Funktionäre vom Arbeitgeber freigestellt. Ende vergangenen Jahres ploppte dann ein Konflikt auf, weil Baublies und andere Vorstände angeblich unberechtigt Gehalt bezogen hatten. Die Lufthansa forderte 870 000 Euro zurück, allein von Baublies 200 000 Euro. „Die Zusammenarbeit zwischen dem Konzernmanagement und der Ufo-Führung ist eine Katastrophe“, heißt es dazu bei der Gewerkschaft. So streitet sich der jetzige Ufo-Vize Flohr mit dem Unternehmen um rund 50 000 Euro.

Zoff im Ufo-Vorstand

Wie schwierig die Ufo-Verhältnisse sind, zeigt auch der Umstand, dass Baublies einst Strafanzeige gegen seinen Vorgänger gestellt hat, weil der angeblich korrupt gewesen sei und sich Vorteile im Anstellungsvertrag beschafft haben soll. Diese Ufo-Interna werden die Kundschaft nicht interessieren, wenn es in der zweiten Juli-Hälfte tatsächlich zu Streiks kommen sollte. Zuletzt hatte Ufo 2016 bei Eurowings/Germanwings zum Streik gerufen. Passagiere haben im Streikfall Anspruch auf eine Entschädigung in Höhe von bis zu 600 Euro, sofern sie weniger als 14 Tage vor dem eigentlichen Abflugtermin über den Ausfall ihres Fluges informiert wurden. Die Höhe der Entschädigung berechnet sich nach der Länge der Flugstrecke.

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